Full text: Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte

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seine von ihm gekränkte Gattin Eleonore hetzte seine eigenen Söhne zur 
Empörung auf, und überall im Lande regte sich Zwietracht und Aufruhr. 
Da mußte der König nachgeben und reuig zum Grabe seines ermordeten 
Gegners pilgern. —- Ihm folgte sein abenteuersüchtiger Sohn Richard 
Löwenherz. Nach seiner späten Heimkehr aus Palästina tötete diesen 
ein Pfeilschuß bei der Belagerung eines französischen Schlosses. Sein 1215 
treuloser und wankelmütiger Bruder Johann ohne Land verlor durch 
unglückliche Kriege alle seine französischen Besitzungen. Im Streite mit 
dem Papste mußte er endlich sein Land von Jnnocenz III. zu Lehen 
nehmen. Nach langem Hader mit seinen Unterthanen zwangen sie ihm 
mit den Waffen in der Hand die Magna Charta ab, d. i. den großen 
Freiheitsbrief, der die Grundlage der englischen Volksfreiheit und Staats¬ 
verfassung ist. 
Fragen: Was lockte die Dänen nach England? — Warum heißt Alfred 
„der Große"? — Aus welchen Elementen ist das englische Volk und die eng¬ 
lische Sprache entstanden? — „Taillefer" von Uhland. „Vertrau de Born" von 
Uhland (aus den Kämpfen Heinrichs II. mit seinen Söhnen). 
51. Rudolf von Habsburg (1273—1291). 
1. Er war weise im Rat. Ganz Deutschland war die traurigen 
Zustände der kaiserlosen, schrecklichen Zeit müde und wünschte einen 
kräftigen Herrscher an die Spitze. Da 
traten die Fürsten zur Kaiserwahl zu¬ 
sammen und suchten nach einem Manne, 
der nicht allzu begütert und mächtig, aber 
durch Thatkraft und Weisheit im¬ 
stande sein sollte, die Ordnung wieder¬ 
herzustellen. Der Erzbischof von Mainz 
wußte die Wahl auf den Schweizer Grafen 
Rudolf von Habsburg zu lenken. 
Dieser hatte ihn einst auf einer Reise 
nach Rom sicher über die Alpen geleitet. 
Bei Rudolfs Krönung in Aachen war 
das Zepter vergessen. Da nahm er rasch 125. Siegel Rudolfs v. Habsburg, 
besonnen das Kruzifix vom Altäre und 
sagte: „Das Zeichen, in dem die Welt erlöset ist, mag auch wohl als 
Zepter dienen!" 
2. Er war entschlossen und stark zur That. Rudolf wußte sich 
bald Achtung zu verschaffen. Viel Zeit und Mühe widmete er der 
Wiederherstellung geordneter Zustände in Deutschland. Um 
die Kaiserkrone und Italien kümmerte er sich nicht. „Ich sehe wohl 
die Fußstapfen derer, die glücklich hineingekommen, nicht aber derer, die 
wohlbehalten wieder herausgekommen sind," pflegte er zu sagen. Seine 
Wahl wollte der Böhmenkönig Ottokar nicht anerkennen. Auch 
weigerte sich dieser, die widerrechtlich angeeigneteu Reichsländer heraus¬ 
zugeben. Da zog Rudolf mit einem kleinen Heere und einem noch kleineren 
Schatze gegen ihn. Als er nach der Kriegskasse gefragt wurde, sagte er: „Ich
	        
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