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k) Die Rinder des Geryones weideten auf einer unzugänglichen
Insel. Geryones war ein Ungeheuer mit drei Leibern. Ein Riese und
ein entsetzlicher Hund bewachten die herrlichen roten Tiere. Herakles
machte sich ans den Weg und kam bis an die Straße von Gibraltar,
wo er die „Säulen des Herkules" aufrichtete. In dem goldenen Kahne
des Sonnengottes erreichte er endlich die ferne Insel, erschlug die Hüter
und trieb die Tiere weg.
l) Die goldenen Äpfel der Hesperiden wurden im fernen
Westen von den Hesperiden und einem Drachen gehütet. Herakles sollte
drei derselben holen. Der Riese Atlas, welcher den Himmel trug, holte
sie, als Herakles zu ihm kam, von den Hesperiden. Währenddem trug
Herakles für ihn das Himmelsgewölbe. Nach seiner Rückkehr wollte
Atlas die Last dem Herakles nicht wieder abnehmen. Aber dieser über¬
listete ihn und brachte die Äpfel zu Eurystheus.
m) Zuletzt schleppte Herakles den dreiköpfigen Höllenhund
Cerberus aus der Unterwelt gefesselt herauf. Der entsetzte Eurystheus
ließ ihn aber sogleich wieder in die Tiefe bringene
3. Sein qualvolles Ende. Herakles verrichtete darauf noch viele
andere Thaten. Im Kampfe mit einem Flußgotte gewann er die schöne
Dejanira. Der Gott warb in dreifacher Gestalt um die schöne Jung¬
frau: als Stier, als buntfarbige Schlange und als Mensch mit einem
Stierkopfe. Nach furchtbarem Kampfe brach ihm Herakles ein Horn aus,
da war er besiegt. Auf der Wanderung mit seinem Weibe kam Herakles
an einen Fluß, über den der Centaur Nessus (oben Mensch, unten
Pferd!) die Wanderer um Lohn trug. Herakles durchwatete den Fluß;
seine Gattin trug der Riese voran. Da hörte er plötzlich ein Jammer¬
geschrei. Nessus wollte mit Dejanira entfliehen. Herakles legte den
Bogen an und durchbohrte den Nessus mit einem vergifteten Pfeile.
Sterbend sprach Nessus zu Dejanira: „Nimm von diesem rinnenden Blute
und bewahre es gut. Wenn einst dein Gatte sein Herz von dir wendet,
so wird das Blut ein Zaubermittel sein, um dir seine Liebe zu erhalten."
Als später Dejanira fürchtete, die Liebe ihres Gatten zu verlieren, bestrich
sie ein Gewand mit dem vergifteten Blute des Nessus. Kaum hatte
der Held das Kleid angelegt, so begann das furchtbare Gift zu wirken.
Er wurde fast wahnsinnig vor Schmerz. Ter ganze Leib wurde zer¬
fressen, und nichts vermochte, die Wunden zu heilen. Dejanira nahm
sich aus Verzweiflung das Leben. Um den entsetzlichen Qualen ein Ende
zu machen, ließ sich Herakles auf den höchsten Gipfel des Ötagebirges
führen und auf einem Scheiterhaufen verbrennen. Er wurde als Halb¬
gott in den Himmel versetzt. Die versöhnte Hera gab ihm ihre lieb¬
reizende Tochter Hebe zur Gattin.
II. Wesens, der Sagenhekd der Athener.
1. Der suchende Sohn. Theseus war der Sohn des athenischen
Königs Ägeus und der Königstochter Äthra in Trözene. Als Ägeus
von Trözene zurückkehrte, ließ er den Sohn bei der Mutter, die ihn
ferne vom Vater erzog. Beim Abschiede von seiner Gattin hatte Ägeus