§ 19,20 Erste Periode, Begründung der staatlichen Verhältnisse.
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3. Volksstämme, a) Die Etrusker. Von nachrückenden Galliern
gedrängt, wanderten die Etrusker in uralter Zeit aus der Po-Ebene in
das nach ihnen benannte Land. Ihr Volksstamm war mit den übrigen
Jtalikern nicht verwandt und unterschied sich von ihnen wesentlich in
Sprache und Kulwr. Durch Handel und Seeraub beherrschten die Etrusker
das Meer und hielten die Phönizier von den benachbarten Küsten sern.
Auch in mancherlei Kunstfertigkeiten, wie in der Anfertigung von
Vasen, Waffen und metallenen Geräten, ragten sie hervor. Besondere Ge-
schicklichkeit bewiesen sie in der Baukunst.
Die Etrusker waren lange Zeit das mächtigste und gebildetste Volk
Italiens; in manchen Dingen wurden sie die Lehrmeister der Römer.
b) Die Jtaliker im engeren Sinne. Zu ihnen gehörten die Latiner
in Latium, ein einfaches Bauernvolk. Ihre selbständigen Stadtgemeinden
wurden lediglich durch ein religiöses Band zusammengehalten: sie feierten
alljährlich das Fest des Jupiter Latiaris int Gebiet der Stadt Alba longa,
die das Hanpt des Bundes war. — Von den Latinern schied sich die
Gruppe der nmbrisch-fabellischen Stämme: die Nmbrer in Umbrien,
die Sab in er nordöstlich von Latium, ferner die von den Sabinern sich
ableitenden Stämme wie die Samuiter in Samninm und die Kam-
paner in Kampanien.
4. Mittel der Einigung. Fast alle italischen Völkerschaften außer
den Etruskeru sind infolge der griechischen Kolonisation von der über-
legenen Kultur dieser Einwanderer in entscheidender Weise beeinflußt
worden. In geistigen Dingen Religion, Kunst, Wissenschaft) wie im
praktischen Leben (Schiffbau, Geld- und Bankwesen nfw.) fchloß man sich
dem griechischen Vorbild an. Die völkische Einheit brachte erst die Unter-
werfung Italiens unter die Waffen Roms: damit siegte auch die Sprache
der Eroberer, die lateinische (b. h. die Latinms), über die zum Teil sehr
voneinander abweichenden verschiedenen Sprachen, die bis dahin in Italien
herrschten.
Erste Periode. Begründung der staatlichen Verhältnisse.
$ 20. Die Vorzeit.
1. Die Entstehung Roms. Wo am Tiber die Sabiner Berge in
die Latinische Ebene übergehen, entstand aus der Vereinigung von An-
siedlnngen der Völkerschaften beider Gebiete die Siebenhügelstadt Roma8).
Die Römer haben die älteste Geschichte ihrer Stadt in das Gewand
der Sage gehüllt. Wie sie berichten, entfloh der Trojaner Äneas aus
seiner brennenden Vaterstadt und kam mit geretteten Landsleuten nach
langen Irrfahrten in das Reich des Königs Latinns, dessen Schwieger-
söhn und Erbe er wurde. Die Hauptstadt seiner Nachkommen war Alba
longa. Einen von ihnen, Nümitor, stürzte sein Bruder Amulius
vom Throne. Die beiden Enkel Nnmitors, Romnlns und Remus,