Full text: Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte

✓ 
— 83 — 
andere wilde Tiere wurden durch Hunger, Peitschenknallen, Verwundung 
durch Fackeln oder Stacheln zur Wut gereizt und auf den Fechter zu 
einem Kampfe auf Leben und Tod losgelassen. Das gegenseitige Zer¬ 
fleischen von Mensch und Tier war Augenweide für das entartete Volk. 
Je mehr Blut floß und je mehr Tiere und Menschen fielen, — oft 
viele hundert —, desto gelungener war das Schauspiel! 
Unter den prächtigen Marktplätzen zeichnete sich der Tr ajan s mit 
einer Ehrensäule aus, die mit allerlei Bildwerk und Inschriften bedeckt war. 
Den Kaisern Titus und Konstantin 
wurden später schöne Triumphbogen 
errichtet (vergl. Abb. 81). Sehr ge¬ 
schickt und dauerhaft waren die Heer¬ 
straßen angelegt. Sie gingen von 
dem goldenen Meilensteine auf 
dem Forum Romanum aus und 
liefen nach allen Teilen des weiten 
Reiches. Großartig waren die Wasser¬ 
leitungen, prachtvoll und vielbenutzt 
die öffentlichen Badehäuser. Alle 
diese Bauwerke finden sich noch heute 
in Rom entweder in Trümmern oder 
in veränderter Benutzung. 
Neben dem unsinnigsten Luxus 
der Reichen in Rom seufzte das Elend 
der zahlreichen Armen. Die Sitten 
verfielen immer mehr. Die Götter 
wurden verlacht, die Ehen gebrochen, 
das Familienleben zerstört, die ehrliche 
Arbeit verachtet, die unsinnigsten 
Schwelgereien getrieben, Mitleid und 
Erbarmen gegen Unglückliche vergessen 
und täglich neuen Vergnügen nachgelaufen. Ein Dichter seufzte angesichts 
dieser Sittenverderbnis: „Es ist schwer, kein Spottgedicht zu schreiben!" 
3. Seine kluge Regierung. Der Wille eines Einzigen lenkte 
die ungeheure Staatsmaschine. Aber klug ließ er die Republik zum 
Schein fortbestehen und begnügte sich, alle höheren Ämter in seiner Person 
zu vereinigen und sie sich jährlich erneuern zu lassen. Dem ruhebedürftigen 
Volke gab er Brot und Spiele. Den Erpressungen der Beamten wehrte 
er und führte feste Gehälter ein. Künste und Wissenschaften wurden 
besonders von seinem hochgebildeten Freunde Mäcenas gefördert. Vir- 
gilius dichtete die Änöide, Horatius seine Oden, Ovidius die Meta¬ 
morphosen und Phädrus seine Fabeln. Man nennt diese Zeit das 
Augusteische oder goldene Zeitalter der Litteratur. Das glückliche Volk 
nannte Augustus den „Vater des Vaterlandes". Seinen Nachfolgern 
rief man zu: „Sei glücklicher als Augustus und besser als Trajan!" 
Mon der römischen Schrift. Griechen und Römer schrieben auf 
Wachstafeln und Papyrusrollen, in den Zeiten nach Christi Geburt auch 
6*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.