X
Vorwort.
Konzil, wo durch die Trennung der Kirche vom Staate, die doch beständig im
heiligen Bunde vereint wirken sollten, die falsche Reform verbreitet wurde. Die
dritte Epoche ist
c) die Apostasie der Völker oder Geschichte der drei letzten Jahrhunderte der
Empörung. Sie ist die Folge und das Ganze der Ereignisse, welche uns zeigen, wie
Luther und Calvin, die Hanptanfnhrer der Reformation, den dritten Teil Europas
in die Apostasie hineinreißen und Kirche und Staat verwüsten, indem sie im
Herzen des Menschen die Grundpfeiler des Glaubens und der Sitten zertrümmern.
Wollen wir in einem Bilde sehen, was die Weltgeschichte ist, so zeigt uns
die Parabel vom verlornen Sohn das Schicksal des ganzen Menschengeschlechtes.
Der Sohn war im Gefühle seiner Jugendkraft trotzig und er glaubte sich selbst
genügen zu können. Das Menschengeschlecht rief, auf seine eigenen Kräfte bauend,
trotzig aus: „Auf! bauen wir uns Stadt und Turm, dessen Spitze bis an den
Himmel reicht, und verherrlichen wir unsere Namen, ehe wir zerstreut werden über
alle Lande?" Der Sohn zog fort in ein weit entlegenes Land und der Herr
zerstreute die stolzen Völker in alle Welt. „Und also zerstreute sie der Herr von
dort hinweg über alle Lande." Da vergeudeten sie, wie der verlorne Sohn sein
Vermögen, den Schatz der geoffenbarten, überlieferten Wahrheiten, erdichteten Fabeln,
versanken in die fluchwürdigste Abgötterei und folgten den tierischen Lüsten, wie
der verlorne Sohn die Schweine hüten mußte. Da entstand eine mächtige Hun-
gersnot und in dem Herzen des Menschen eine fürchterliche Leere. Das Ver-
langen, sich genug zu tun, riß ihn weg von Gott in den Strudel der Leiden¬
schaften, bis endlich bei dem Glänze des Evangeliums die aufgeweckten Heiden mit
dem verlornen Sohne ausriefen: „Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater
zurückkehren." Und die Heiden gingen scharenweise in die Kirche ein und wie der
Erstgeborne in der Parabel gegen den barmherzigen Vater murrte, so murrten die
Juden über die Aufnahme der Heiden in die Kirche.
In diesem Sinne ist das Werk Schöppners geschrieben. Freilich hat die vor-
liegende vierte Auflage eine bedeutende Umarbeitung notwendig gemacht. Neue
Abschnitte wurden hinzugefügt, andere mußten mit Rücksicht auf den gewaltigen
Fortschritt, den die geschichtliche Forschung seit den Lebzeiten des verdienstvollen
Verfassers gewonnen hat, zahlreiche Korrekturen und Änderungen erfahren. Um
die Stellung des Welterlösers im Mittelpunkte der Weltgeschichte, wie sie ihm allein
gebührt, so anschaulich als möglich hervortreten zu lassen, sind neben einer Reihe
klassischer Illustrationen die herrlichen elf Bilder von Joseph Führich „der Triumph