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3. Der Cherusker Armin. — Unter den Che¬
ruskern, einer deutschen Völkerschaft, die am Weserstrome
ihre Wohnsitze hatte, lebte damals ein junger Fürst von
schöner Gestalt, raschem Verstände und tapferem Arm.
Sein Name war Armin (Hermann). Um die Kunst des
Krieges zu erlernen, hatte er, wie mancher andere deutsche
Jüngling, im römischen Heere gedient, und die Römer hatten
den edlen Fürstensohn mit Ehren und Würben reich be¬
lohnt. Doch konnte ihn römisches Wesen nicht verführen,
römische Gunst nicht verderben. Mit tiefem Unwillen sah
er die Schmach seines Vaterlandes, und der Gedanke, dessen
Retter zu werden, erfüllte seine Seele. Kein Römer ahnte
sein Vorhaben. Auch als ein Verräter den Varns vor
ihm warnte, wollte der sorglose Statthalter an keine Ge¬
fahr glauben.
4. Die Schlacht im Teutoburger Walde.
(9 n. Chr.) — Da brach bei einer entfernt wohnenden
deutschen Völkerschaft ein Aufstand aus. Ihn rasch zu unter¬
drücken, schien dem Varns nicht schwer. Sogleich begab er
sich mit seinem zahlreichen, wohlgerüsteten Heere ans den
Marsch. Den drei römischen Legionen folgten deutsche Hilfs¬
scharen unter ihren Fürsten. Der Zug ging durch den
teu tob urger Wald (in Westfalen). Auf schlechten Wegen,
durch dichtes Gehölz schleppte er sich mühselig dahin. Bald
vermehrte ein gräßliches Unwetter die Beschwerden des
Marsches. Heftiger Regen rauschte nieder und machte den
Boden schlüpfrig, alle Tritte unsicher. Immer schwieriger
wurde den schwerbewaffneten erschöpften römischen Kriegern
das Vorwärtsschreiten. Jetzt schien den Deutschen die Stunde
gekommen zu sein, das verhaßte römische Joch abzuschütteln.
Von Armin zum Kampfe für die Freiheit aufgerufen,
stürzten sie unter feiner Führung mit furchtbarem Schlacht¬
geschrei auf die entsetzten Römer los. Drei Tage lang
wurde mit Wut und Ingrimm gestritten. Da war der
Sieg der Deutschen entschieden. In.Verzweiflung stürzte
sich Varns in sein Schwert; das ganze stattliche Römer-
Heer war vernichtet. Aber Deutschland, das geknechtete,
war gerettet, das Vaterland war frei geworden von seinen
Drängern. Und Jahrhunderte hindurch besang das deutsche