Object: Geschichte der neueren Zeit (Teil 3)

— 80 — 
werkern. Alle Flüsse, alle Kanäle waren mit Booten bedeckt, die bei der 
beabsichtigten Landung als Transportschiffe dienen sollten. Von allen 
Seiten eilten Freiwillige herbei zur Teilnahme an einem Unternehmen, 
das nur Glück versprach; und als der Herzog von Parma Heerschau 
hielt, zählte er dreißigtausend Mann Fußvolk und achtzehnhundert Rei- 
ter, die sich in den Niederlanden mit der spanischen Macht zum Einfalle 
nach England vereinigen sollten. Der König selbst nannte seine Flotte 
die unüberwindliche Armada und gab dem Herzoge von Medina 
Sidonia den Oberbefehl. 
Doch die englische Königin Elisabeth verlor den Mut nicht. Sie 
suchte in der Nation eine allgemeine Begeisterung für die Verteidigung 
des Vaterlandes und des Glaubens anzuregen. Und wirklich brachte sie 
eine Flotte von hundert sieben und neunzig Schiffen zusammen, die sie 
zum teil den Kaufleuten erst abmieten mußte. Die Schiffe waren freilich 
nur klein und unansehnlich, aber desto gewandter im Kampfe gegen die 
unbehülflichen Riesenschiffe der Spanier. 
Endlich, im Sommer 1588, erschien die furchtbare Armada. Selten, 
hatte das Meer eine stolzere Flotte getragen. Triumphierend segelte sie 
durch den Kanal längs Englands Küsten hin. Aber Sturm und Unge- 
witter kämpften für Elisabeth. Die Flotte zerstob vor den empörten 
Meereswellen, und was diese nicht verschlangen, fiel den Engländern in 
die Hände, die unter Anführung ihrer großen Seehelden Drake, Howard 
und Efftngham die äußersten spanischen Schiffe anfielen und abschnitten, i 
Die englischen und französischen Küsten waren mit Trümmern ge¬ 
scheiterter Schiffe bedeckt; kaum die Hälfte der großen Armada kam 
von dieser unseligen Fahrt nach Spanien zurück. 
Philipp vernahm die Kunde seines Unglücks, ohne eine innere Be- i 
wegung zu verraten. Mit würdevoller Hoheit sprach er zu dem Gro߬ 
admiral, als dieser tiefgebeugt vor ihm erschien: „Ich habe Euch aus- 
gesandt, gegen meine Feinde, nicht gegen Wind und Wetter zu kämpfen, 
— der Name des Herrn sei gebenedeit!" —Dieser unglückliche Aus¬ 
gang brach Spaniens Übermacht zur See. Der Krieg ward zwar fort- j 
gesetzt, doch nutzlos für Spanien. Je tiefer dieses von seiner früheren 
Höhe sank, um so mehr stiegen England und die Niederlande. Philipp 
erlebte das Ende dieses unglücklichen Krieges nicht. Er welkte/ vor 
Gram gebeugt, sichtbar dahin und starb 1598, im zwei und vierzigsten 
Jahre seiner Regierung. Bei allen Schätzen Mexicos und Perus hinter- !
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.