Full text: Leitfaden der brandenburgisch-preussischen und deutschen Geschichte

strecken sie nieder in den Sand. Vergebens schickt Mac Mahon 
2 Regimenter Kürassiere vor; ein Hagel von Kartätschen, eine Salve 
aus den Zündnadelgewehren schmettert sie nieder, und ein wirrer 
Knäuel von Pferde- und Menschenleichen wälzt sich am Boden, 
während der Rest der stolzen Reiterschaar in wilder Flucht in den 
Wald zurückjagt und die Infanterie mit sich fortreißt. Tie Deut¬ 
schen aber stürmen weiter und vollenden die Verwirrung. Die Fran¬ 
zosen weichen auf der ganzen Linie zurück, und verfolgt von der 
deutschen Cavallerie, artet ihr Rückzug bald in die regelloseste 
Flucht aus. 
Mehr als 10,000 Todte und Verwundete decken französischer- 
seits den Erdboden, mehr als 6000 gerathen in Gefangenschaft. 
Aber auch die Deutschen haben schwere Verluste zu beklagen. Doch 
Süddeutschland ist vor einem feindlichen Einfall gesichert, und die 
Vogesenpässe sind freigelegt. 
Saarbrücken, den 6. August. Wie der rechte Flügel der fran¬ 
zösischen Rheinarmee bei Wörth geschlagen wurde, so wurde auch 
der linke Flügels an demselben Tage von der ersten Armee und von 
Theilen der zweiten Armee bei Saarbrücken geschlagen und zum 
Rückzüge aus Metz gezwungen. 
Bei der Kunde von dem Vorrücken der Deutschen hatte der 
General Frossard die Stadt Saarbrücken geräumt, sich auf die 
dahinterlieaenden steilen Anhöhen zurückgezogen und dort eine sehr 
starke Stellung genommen. Die nachrückenden Preußen stießen am 
6. August aus den Feind, und es entwickelte sich ein Kamps, der 
anfänglich unbedeutend schien, bald aber äußerst heftig und erbittert 
wurde. Die Preußen standen trotz der gewaltigen Uebermacht der 
Franzosen fest; aber Vortheile konnten sie nicht erringen, da die 
Stellung des Feindes eine zu feste war, und sie mit furchtbarem Kar¬ 
tätschen-, Mitrailleuseu- und Kleingewehrfeuer empfangen wurden. 
Auf den Kanonendonner indeß eilten immer mehr preußische Ab¬ 
theilungen herbei und stürmten trotz ihrer Ermüdung in das Gefecht. 
Es galt die von den Franzosen für uneinnehmbar gehaltenen gegen 60 m 
hohen, schroff aufsteigenden Sicherer Höhen zu erstürmen. Mit 
unvergleichlicher Tapferkeit gehen die Preußen vor; aber tapfer hält 
der Feind Stand; jeder Fußbreit muß mit Blut erkauft werden. 
Da donnern plötzlich von einem der Vorberge preußische Kanonen 
auf den Feind. Fast unbegreiflich waren dieselben auf den steilen, 
sonst für die leichtesten Fuhrwerke unpassirbaren Bergpsaden hinaus¬ 
geschafft worden. Gleichzeitig trifft auch das 12. Regiment (Prinz Karl 
von Preußen) auf dem Schlachtfelde ein. Mit donnerndem Hurrah 
stürmt _ es gegen den rothen Berg von Spichern, der unbewaldet und 
sehr steil ist, also nicht die geringste Deckung bietet, an und nimmt ihn 
trotz der tapfer vertheidigten Schützengräben. Zu derselben Zeit 
dringen auch_ an andern Punkten die Preußen in die Verschanzungen 
der Feinde ein. Verwirrung und Schrecken kommt über sie und in
	        
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