Full text: Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden (Teil 4)

Die älteren Karolinger. Das Lehnswesen. Die Mission bei den Germanen. 31 
§ 30. Das Lehnslvesen. Für die staatliche Entwickelung wurde 
besonders bedeutungsvoll die in die Zeiten Karl Martells und Pip¬ 
pins fallende Entstehung des Lehnswesens. Um nämlich der ver¬ 
derblichen Entwickelung der Grundherrschaften entgegenzuwirken, um 
den reichen Grundadel der Krone unterthänig zu machen und in 
stärkerem Maße zum Heeresdienst heranzuziehen, benutzten jene Herr¬ 
scher die Rechtsformen der Vasallität und der Benefizienver- 
gebung in ihrem Interesse. Eben in jener Zeit der Kämpfe gegen 
Reitervölker machte sich die Ausbildung der Reiterei notwendig. 
So vergaben sie denn — und zwar aus eingezogenem Kirchen¬ 
gut — Grund und Boden an die Großen des Landes, aber nicht 
zu vollem Eigentum, sondern als widerruflichen Besitz und gegen Ab¬ 
leistung eines besonderen Treueides, der sie zur Heeresfolge mit 
reisigen Leuten verpflichtete. So trat der Lehnsverband neben 
oder an die Stelle des Unterthanenverbandes. Das Lehns¬ 
wesen nahm im Laufe der Zeit immer weitere Ausdehnung an; 
nicht nur Land, sondern Grafen- und andere Hoheitsrechte der ver¬ 
schiedensten Art wurden zu Lehen gegeben; der Beliehene verlieh das 
Lehen an andere weiter. 
Tie Mission bei den Germanen. 
§ 31. Schon in römischer Zeit waren in den Rhein- und 
Donaulanden eine Reihe von Bistümern entstanden, so Köln, Trier, 
Mainz, Speier, Worms, Straßburg, Augst (nachher Basel), Augs¬ 
burg und Chur, und hatten sich in den Stürmen der Völker¬ 
wanderung erhalten. Noch aber war das Christentum kaum in das 
Innere Germaniens vorgedrungen. Auch ist bei dem zunehmenden 
inneren Verfall der fränkischen Kirche die Bekehrung der rechtsrheinischen 
Germanen nur zum kleinsten Teile fränkischen Missionaren zu danken. 
Vielmehr brachten irisch-keltische Glaubensboten, Angehörige der Msche 
Sonderkirche, die, unabhängig und unter mannigfachen Abweichungen 
von Rom, in Irland entstanden war, jenen Stämmen zuerst das 
Christentum: so Fridolin, der sich in Säckingen am Rhein nieder¬ 
ließ, so besonders Kolumban, der im Elsaß und am Oberrhein um 6oo. 
thätig war, und sein Schüler Gallus, der Gründer des Klosters 
St. Gallen; ferner Pirmin, der das Kloster Reichenau im Untersee 
stiftete, und Kilian, der bei Würzburg den Märtyrertod erlitt. 
Den irischen Missionaren folgten teils fränkische, wie Rup- Zänkische 
recht von Worms, der in Bayern wirkte, teils-angelsächsische: ' 1 ton' 
Willibrord, der die Friesen zu bekehren suchte, der erste Bischof 9(ngelfädhs. 
von Utrecht, und der „Apostel der Deutschen", Winfried oder 1 ,t01L 
Bonifatiüs.
	        
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