Full text: [Kursus 3] ([Kursus 3.])

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tranken Met, den sie aus Honig unb Wasser bereiteten. Bald aus 
der einen, bald aus der andern Faust rollten über den steinernen 
Tisch die Würfel dahin. Sie spielten aber nicht um Geld, sondern 
um ihre Pferde und Rinder, um ihre Knechte und Mägde. Waren 
diese dahin, so spielten sie um Weib und Kind und zuletzt setzten 
sie selbst ihre eigene Person auf einen Wurf ihrer Hand. Doch 
Würdigeres ward auch beim frohen Becher betrieben. Mail beriet 
sich hiebei über die wichtigsten Angelegenheiten der Gemeinde und 
Familie, über Krieg uud Frieden. 
Das Volk teilte sich in Freie und Unfreie. Frei war jeder 
wehrhafte Mann, der eigenes Gut hatte; unfrei waren die, welche 
ein Gut zu Lehen trugen. Außerdem gab .es noch Sklaven. Mit 
dem 20. Jahre wurde der Sohn eines Freien wehrhaft. Er 
führte dann die eherne Streitaxt oder ein'Schwert. Gegen die Streiche 
des Feindes deckte er sich mit einem Schilde von Holz oder Weiden¬ 
geflecht. Das Land war in Gaue eingeteilt. Aus den freien 
Männern eines Gaues wurden die Ober priest er, Richter uud 
Kriegsanführer (Herzöge) gewählt. 
Der Gottesdienst der Deutschen schloß sich an die Natur 
an und war eine Verehrung der darin waltenden Kräfte. Götter¬ 
bilder und Gotteshäuser hatten sie nicht. Der dichte Hain und die 
grüne Wiese waren ihre Tempelhallen, eine hohe Bergkuppe oder ein 
Felsblock ihr Altar. Als höchster Gott galt Wodan, d. i. nach 
der Wortbedeutung das allmächtige, alles durchdringende Wesen, 
daher auch Allvater genannt. Der Glaube an ein ewiges Leben 
war unter den alten Deutschen allgemein verbreitet. Den Aufent¬ 
haltsort der Seligen und Helden nannten sie Walhalla. Nur 
wer im Kampf fiel, dem waren Walhallas Pforten geöffnet. Wer 
eines natürlichen Todes gestorben, mußte hinab wandern in die 
Unterwelt, einen traurigen, freudenleeren Ort. 
Die alten Germanen zerfielen in mehrere Volksstämme. Die 
wichtigsten waren die Cimbern in Schleswig, die Teutonen in 
Pommern, die Sachsen und Angeln in Schleswig-Holstein, die 
Cherusker in Nordwestdeutschland, die Langobarden au der 
untern Elbe, die Sueven in Mitteldeutschland und die Gothen an 
der untern Weichsel. Letztere teilten sich wieder in Ost- und Westgothen,
	        
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