Full text: Griechische Heldensagen für die Jugend

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Nacken zurückgebeugt, nach ihr hin, als lüde er sie 
ein, seinen breiten Rücken zu besteigen. Lachend setzte 
sich Europa darauf und rief ihren Gespielinnen zu: 
„Kommet her, ihr Lieben; es können noch mehrere 
von euch neben mir sitzen. Jst's doch so lustig, sich 
von dem schönen zahmen Stier, der Verstand hat 
wie ein Mensch, über den weichen grünen Rasen da¬ 
hintragen zu lassen." 
Aber ehe noch die Mädchen dem Rufe der 
Königstochter folgen konnten, sprang der Stier plötz¬ 
lich empor und trabte unverweilt mit der jungen 
Reiterin davon. Er hatte erlangt, was er wollte; 
denn der Stier war ja freilich kein Rind von gemeiner 
Art, wie sie in den Ställen und auf der Weide sich 
sättigen oder, unter das Joch gebeugt, am Wagen 
und Pfluge sich abmühen; er war nicht Geringeres, 
als — ein verzauberter Gott. Zeus selbst, der 
Götterkönig, hatte sich in diese Gestalt gekleidet, nm 
die schöne Europa ihrer Heimat und ihrem Eltern¬ 
hause zu entführen, damit sie seine Gattin werde. 
Denn außer seiner göttlichen Gemahlin Hera hatte 
Zeus auch mehrere sterbliche Frauen: es waren 
Königs- mit) Fürstentöchter, welche die Mütter be¬ 
rühmter Helden geworden sind. 
Als der göttliche Stier mit der geraubten Europa 
raschen und immer rascheren Laufes durch die Au 
dahineilte, wurde der Jungfrau bange. Umsonst suchte 
sie den flüchtigen Renner inne zu halten; ein Sprung 
zur Erde herab hätte ihr Leben in Gefahr gebracht;
	        
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