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ein Märlein, in welchem er sich als den Sohn eines
reichen Mannes auf der Insel Kreta ausgab, der allerlei
Fahrten gemacht und seltsame Abenteuer bestanden,
auch vor kurzem über Odysseus Kunde erhalten habe,
der seiner Heimat nicht mehr fern sei.
Unter diesen Gesprächen war es Abend geworden,
und die Knechte des Enmäos kamen mit den Herden
von der Weide zurück. Mit gewaltigem Grunzen
stürzten die borstigen Tiere in ihre Ställe hinein.
Dem Gaste zu Ehren schlachtete der Sauhirt jetzt das
fetteste der Schweine. Einen Teil davon opferte er den
Göttern, einen andern verteilte er an die Knechte,
das beste Rückenstück legte er seinem Gaste vor, der
durch diese wohlschmeckende Ehrengabe herzlich erfreut
wurde. „Mögest du, wackerer Eumäos," rief er
dankbar aus, „vom Vater Zeus ebenso geliebt werden,
wie von mir, da du mich, den armen Bettler, mit
deinen freundlichen Gaben überhäufest!"
Während sie so fröhlich beim Mahle saßen und
nun sich zum Schlafengehen anschickten, hatte der
Westwind schwere Wetterwolken am Himmel aufgejagt,
und es stürmte und regnete die ganze Nacht hindurch.
Den Odysseus in seiner elenden Bettlerkleidung fing
es an zu frieren, und um den Hirten auf die Probe
zu stellen, ob er in seiner freundlichen Sorge um ihn
vielleicht gar den eigenen warmen Mantel ihm
darreichen würde, begann er wieder ein Märchen zu er¬
zählen. „Höre, guter Eumäos," sprach er, „dein
feuriger Wein ist mir zu Kopfe gestiegen und macht mich