Full text: Griechische Heldensagen für die Jugend

- 508 — 
Enryklea kannte diese Narbe, und Odysseus fürchtete, 
daß sie ihn jetzt leicht verraten könnte. Darum ließ 
er die Wanne von dem Herdfeuer entfernt in den 
Schatten setzen. Aber die Schaffnerin entdeckte dennoch 
die Narbe, als sie mit der flachen Hand über die 
Stelle fuhr, und ließ vor freudigem Schreck das Bein 
des Odysseus in das Gefäß gleiten, daß dieses um¬ 
fiel und alles Wasser sich über den Boden ergoß. 
Das Freudengeschrei, welches sie dann erheben wollte, 
unterdrückte Odysseus, indem er ihr rasch die Hand 
vor den Mund hielt. „Schweig', Mütterchen," flüsterte 
er hastig mit strenger Miene, „niemand im Palaste 
darf noch erfahren, daß ich Odysseus bin. Sage 
keinem, was du jetzt entdeckt hast, wenn dir dein 
Leben lieb ist!" 
Die Alte versprach es und sorgte dann für ein 
neues Bad. Penelope aber ging, nachdem der Gast 
sie noch weiter getröstet hatte, von den Dienerinnen 
begleitet, in ihre Kammer hinauf, wo ihr endlich ein 
süßer Schlummer die Augen schloß. 
Odysseus nahm sein Nachtlager auf einer Stier¬ 
haut, die er auf dem Fußboden des Saales aus¬ 
breitete. Das gefahrvolle Werk, als ein einzelner 
die zahllose Schar der schamlosen Freier zu über¬ 
wältigen, beschäftigte aber seine Gedanken so sehr, 
daß er lange keinen Schlaf finden konnte. Endlich 
erschien ihm seine Schützerin, die Göttin Pallas Athene, 
und sprach dem bekümmerten Manne Trost und Mut 
ins Herz.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.