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in die Unterwelt hinabzusteigen, wie er es versprochen,
dazu zeigt er nicht die geringste Eile. Das Helle Sonnen¬
licht der Oberwelt gefällt ihm viel zu gut, um es sogleich
wieder mit der Finsternis des Schattenreiches zu ver¬
tauschen. Leichtfertig ergiebt er sich dem lustigsten,
üppigsten Leben. Doch mit dieser Herrlichkeit ist's
bald vorbei: inmitten eines schwelgerischen Festes ersaßt
ihn plötzlich Hermes, der schattengeleitende Gott, und
schleppt ihn mit Gewalt wieder in die Unterwelt hinab.
Jetzt giebt es kein Entrinnen mehr für den Ver¬
brecher, und nimmer endet die Qual, die ihm in dem
Schattenreiche auferlegt ist. Mit gewaltiger Anstrengung,
angestemmt mit Händen und Füßen, wälzt er einen
schweren Felsblock aus der Ebeue einen steilen Berg
hinauf. Hat er ihn keuchend zur Höhe gebracht uud
glaubt ihn endlich auf den Gipfel zu drehen, da plötz-
lich wendet sich die Last um, und der tückische Stein
rollt unaufhaltsam wieder hinab in die Tiefe. So muß
der Verdammte, von Angstschweiß triefend, immer
von neuem sich in vergeblicher Arbeit abmühen.
8.
Bellerophontes.
Ein Enkel des Sisyphos*) war Bellero-
Phontes, der Sohn des Königs Glaukos von
*) S. die vorhergehende Erzählung.
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