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in mancher Hinsicht überlebt haben; das treffliche
Buch von Schwab aber geht sowohl durch die Fülle
seines Inhalts, als durch die Ausführlichkeit und den
ganzen Ton der Darstellung über den Gesichtskreis
der neun- bis zwölfjährigen Schüler der unteren und
mittleren Klassen unserer höheren Lehranstalten, die
wir als Leser und Hörer jener Sagen zunächst im
Auge haben, recht erheblich hinaus.
Den Sextanern, Quintanern und Quartanern
der Gymnasien und Realschulen sowie den Schüler¬
innen der höheren Töchteranstalten die alten Heroen¬
sagen in neuer Fassung darzubieten, ist also kein
überflüssiges und vergebliches Unternehmen, voraus¬
gesetzt, daß* diese Fassung eine gelungene, dem ange¬
deuteten Bildungsstandpunkte wohlangepaßte ist. Frei¬
lich bloße Auszüge aus Schwab, Becker u. a., denen
man es sofort ansieht, daß ihre Verfasser die erzählten
Heroengeschichten nicht einmal in den Übersetzungen
der alten Dichter kennen gelernt haben; dürre, ein¬
tönige, farblose Mitteilungen des Sageninhalts, bei
denen nur auf die möglichst vollständige Heranziehung
aller Haupt- und Nebenpersonen Bedacht genommen
Ist; oder, im Gegensatz hierzu, geschwätzig breit ausge¬
führte, inhaltsleere Kinderhistorien, deren Darstellungs¬
weise die Grenzlinie des Kindlichen und Kindischen
nicht selten überschreitet — alle derartigen Hervor¬
bringungen sind keine Sagen- und Heldenbücher, die
den jungen Lesern wahre Anregung und Freude, will¬
kommene Belehrung und Erhebung zu gewähren ver--