Full text: Geschichte von Mainz und Umgegend

zum Anschirren der Zugtiere; ein Geflecht aus Weidenruten, mit 
Leder uberzogen, diente als Schild. Ans Holz schnitzte man den Jagd¬ 
bogen und den Speerschaf^ Mittels Feuer und der steinernen Art 
wurden die Baume des Waldes gefällt und zn einfachen Kähnen 
oder .Einbaumeu ausgehöhlt. Aus Schafwolle stellte man Decken 
Suchet und Mutzen, aus Baumbast Stricke, Matten, Gewandstosse 
Jagd- und Fischernetze her. Früh entwickelte sich auch ein reger 
anfänglich nur zwischen den einzelnen Stämmen; 
spater wurde derselbe aber auch durch die von Italien an den Rhein 
ziehenden Händler nach außen gelenkt. Einbanm, Lastwagen oder 
Saumtlere und zuletzt die rüstigen Schultern des Hausierers vermittelten 
den^Verkehr. Schon vor der Eroberung des linken Rheinufers durch 
dre Römer im ersten Jahrhundert vor Christi Geburt hatte der italische 
Handel sich hrer ausgebreitet. Der Handel mit Bernstein und Zinn 
hatte den Verkehr angebahnt; diese Waren gelangten auf der Rheiu- 
stratze zuerst über die Alpen zu den Völkern Italiens und Südfraiik- 
ret<$ ^ ^a^f$en Kaufleute brachten ihre kunstvollen Metallqeräte 
nach Deutschland und weiter nach dem Norden: Langschnäbelige Bronre- 
kannen, Eimer, Schalen, Gürtelhaken, Spannen, Helme, eiserne 
Schwerter Wagenräder und andere Dinge. Zn dem Mainzer Museum 
befinden flch titele solcher Gegenstände aus jener Zeit; es sind Funde 
ans der nächsten Umgebung von Mainz, aus Armsheim, Nierstein 
Schwabsburg, Herrnsheim und andern Orten der Provinz Rheinhessen 
fb ®|n9e frnrch öeu Hausierhandel gekommen sein werden. 
Auchjl I und Wein, sowie Schmiedeeisen brachten die italischen Händler 
ans dem Süden, dagegen tauschten sie Getreide, Vieh, Häute und ähn¬ 
liche Dmge, ia sogar Kriegsgefangene ein. Das Salz bildete einen 
lD^^9en Handelsartikel. Nach den gemachten Funden m 
schheßen, muß auch sehr früh ein reger Schiffahrtsverkehr von Mainr 
den Marn hinauf nach Bad Nauheim in der Wetterau bestanden 
haben. Infolge dieses regen Handelsverkehres hob sich die keltische 
Kultur. An Stelle der Geräte und Waffen aus Stein und Horn, 
wie sie in ältester Zeit gebräuchlich waren, wurden später solche ans 
Bronze und Eisen gebraucht, welche zum Teile im Lande selbst her¬ 
gestellt werden konnten. So kam es, daß die Römer bei ihrer Ankunft 
m der Umgebung von Mainz die Bewohner schon für ihre Kultur- 
vorbereitet fanden. 
3. Die Kelten hielten ihren Gottesdienst unter freiem Himmel 
ab; als Sühne für begangene Sünden oder beim Tode eines Häupt¬ 
lings wurden Menschen- und Tieropfer gebracht. Die Naturkräfte 
genosten göttliche Verehrung; dabei wurde großer Wert auf Vor¬ 
zeichen, auf die Macht von Beschwörungsformeln und dergleichen Dinge 
gelegt. — Mehrere Jahrhunderte waren die Kelten die Herren von 
Mainz und Umgegend, da mußten sie andern Völkern weichen, und 
bald erlangte unsere Stadt unter dem mächtigen Volke der Römer 
eine größere Bedeutung.
	        
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