Full text: Geschichte von Mainz und Umgegend

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werbe blühenden Niederlassung. Die Meinung, ein Rheinarm sei 
noch in römischer Zeit durch die Stadt geflossen und habe sich erst 
unterhalb der Jngelheimer Aue mit dem Hauptarme vereinigt, ist 
wohl nicht zutreffend; dagegen ist sicher, daß zur Römerzeit die Ver¬ 
sandung eines längs der Anhöhe die Stadt durchziehenden Wasser¬ 
laufes stattgefunden hat; die zur Ausfüllung desselben verwendeten 
Abfälle lassen dies erkennen. Noch jetzt führt diese Gegend den Namen 
„Insel". Auch der Main hat sein Bett bei Kastel im ganzen nicht 
verändert, nur war die jetzige sogenannte „Sache" früher breiter und 
ein wirklicher Mündungsarm. 
4. Ein anschauliches Bild des großartigen Handelsverkehrs und 
der entwickelten Gewerbsthätigkeit im römischen Mainz geben die 
Steininschriften unsers Museums. Großhändler ohne nähere Be¬ 
zeichnung, Händler mit Tuch, Mänteln und Ringen, mit Schwertern 
und Eisen sind ausdrücklich bezeugt; einem Fruchthändler wurde ein 
prachtvolles Grabdenkmal errichtet, das Fruchtsäcke tragende und 
Fässer rollende Sklaven erkennen läßt. Dem reichen Schiffer Blnssus 
aus dem nahen Weisenau setzte sein Sohn einen Grabstein, der auf 
der einen Seite die Darstellung eines Schiffes zeigt, während aus 
der andern Seite der Verstorbene mit seiner Familie abgebildet ist. 
Dieses Familienbild zeigt zugleich, daß sich die Frauen schon zu 
jener Zeit schön und kostbar zu kleiden verstanden. Die Gemahlin 
des Schiffsherrn ist in reichem Schmucke dargestellt; sie trägt eine 
Halsspange mit Medaillon, eine Vorstecknadel, Heftnadeln auf der 
Brust und am linken Arme für das Untergewand, auf der rechten 
Schulter solche für das Obergewand; außerdem ziert sie Armband, 
Armring und Fingerring. Im Schoße hat sie ein Hündchen mit 
einer Schelle. 
3. Komische Überreste in Main;. 
1. Im Lause der Zeit wurden zahlreiche Überreste von Gegen¬ 
ständen aus dem Schoße der Erde zu Tage gefördert, die einst den 
Römern gedient hatten. Auch heute kommen bei Bauten viele Alter¬ 
tumsfunde vor. Keine Stadt nördlich der Alpen ist so reich an Denk¬ 
mälern aus der Römerzeit als Mainz. Im Museum ^unserer Stadt 
können wir zahlreiche Funde dieser Art bewundern. Die Steindenk¬ 
mäler sind in einer besonderen ausgedehnten Halle neben dem Museum 
untergebracht. — Als die wichtigsten noch vorhandenen römischen Über¬ 
reste gelten die römische Wasserleitung, der Eigelstein °oder 
Drususstein, die römische Rheinbrücke und die römischen Be¬ 
gräbnisplätze. Noch jetzt legen diese Altertümer Zeugnis ab von 
der Größe und Bedeutung des, römischen Mainz. 
2. So bedeutend auch die Überreste der römischen Wasserleitung sind, 
so vermögen sie uns doch kaum noch eine rechte Vorstellung von der 
Großartigkeit des einstigen Baues zu geben. Die Trümmer liegen bei
	        
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