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geschlagen (90 n. Chr.). Diese Brücke ruhte aus etwa dreißig stei¬
nernen Pfeilern; der Oberbau bestand größtenteils aus Holz. Zahl¬
reiche Eichenpfähle wurden bei Gelegenheit des Brückenbaues im Jahre
1880 gehoben. Im hiesigen Museum befinden sich merkwürdige ber-
reste dieser Römerbrücke. Der Pfahlrost ist im Hose des kurfürstlichen
Schlosses. „
5. Zahlreiche Überreste römischer Begrübnisplätze sand man
in der Nähe von Mainz, besonders bei Zahlbach, wo der Militär-
ftiedhos war, sowie in der neuen Anlage. In alten Zeiten bean¬
spruchten die Toten fast ebenso viel Raum wie die Lebenden; außer¬
halb der Städte breiteten sich die Totenfelder aus; bevor ein Wanderer
die Stadt betrat, konnte er aus den au den Landstraßen aufgestellten
Grabdenkmälern die Namen der Familien kennen lernen, die dort
mächtig waren oder einst geglänzt hatten. So auch bei Mainz. Die
ältesten Gräber sind Brandgräber. Man grub ein Grab,
schichtete dann in ihm den Holzstoß auf. Neben die Leiche wurden
die Gegenstände gelegt, die dem Verstorbenen im Leben lieb gewesen
waren: Kleider, Schmuck, Räucherwerk. Dann zündeten die Ver¬
wandten mit abgewendetem Gesichte den Holzstoß an. War das Feuer
ausgebrannt, so löschte man die glimmenden Kohlen mit Wein oder
Wasser. Die Gebeine wurden dann gesammelt und begraben, die Asche
getrocknet und in einer Urne gesammelt. Am Grabe selbst wurde
meist ein Leichenmahl gefeiert. Die Urnen waren aus Glas, Thon
oder Stein. Bei der Verbrennung wurde wohlriechendes Räucherwerk
verwendet; daher findet man häufig Reste von Weihrauch, ferner an¬
gebrannte Reste von Hals-, Arm- und Ohrringen, von Messern und
Münzen. Vornehme Leute wurden in Steinsärgen beigesetzt. Die
meisten dieser in der Nähe unserer Stadt gefundenen Särge sind aus
porösem Sandstein. Die Außenseite ist rauh behauen, die großen,
ebenfalls steinernen Deckel sind unten flach, oben ein wenig abgeschrägt.
An den vier Ecken des Deckels sitzen gewöhnlich schwere Steinwürfel,
der Deckel ist dachförmig nach beiden Seiten abgeschrägt. Die Alten
betrachteten das Grab als eine Wohnung, in welche der Verstorbene
einzieht, um ein anderes Leben zu beginnen, das dem früheren gleiche.
Daher wurden dem Toten Kleider mit Schmuck, Geld, Eß- und Trink¬
geschirre, sowie Lebensmittel beigegeben.
4. Die erste Christengemeinde in Main;.
1. Über die Ausbreitung des Christentums in Mainz, über¬
haupt am Rhein, besitzen wir keine sichere Kunde. Irenaus von
Lyon, der im zweiten Jahrhundert lebte, nennt schon Christengemeinden
in den Römerstädten am Rhein. Wahrscheinlich kamen die ersten
Christen aus Italien, von welchem Lande viele Kaufleute, Künstler,
Handwerker und Sklaven sich in unserer Gegend niederließen. Dagegen
ist die Erzählung, daß die römischen Soldaten der zweiundzwanzigsten