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Und auf dem grünen Rasen, ihr Treuen, spannt mein Zelt,
Auf daß im Frieden ruhe der Herrscher einer Welt!
Schon rauscht des Rheines Welle ein sanftes Schlummerlied,
Und leichter wird sich schließen mein Auge trüb' und müd'.
Er sprach's, der kranke Kaiser, da ward erfüllt sein Wort,
Man trägt ihn auf sein Lager am kleinen Jnselport."^!
Viele Getreue, darunter der Mainzer Erzbischof Otgar, weilten an
seinem Krankenlager. Im Namen der Umstehenden bat der Hofkaplan
Bischof Drogo, der Kaiser möge seinem Sohne Ludwig verzeihen. Es
wurde ihm schwer. Endlich sagte er: „Ich nehme Gott und Euch
zu Zeugen, daß ich ihm alles vergebe; aber sagt ihm, daß er in sich
gehen und nicht vergessen soll, daß er seinen alten Vater in Kummer
ins Grab gebracht hat".
^ . Da bricht sein Auge, umhüllt von Todesnacht,
Er hat den Kampf bestanden, er hat den Sieg vollbracht;
Doch um die Königsleiche knien traurig und voll Schmerz
Die Ritter zum Gebete für das gebroch'ne Herz."
Es war am 20. Juni 840, als der Kaiser starb. Von der Insel
wurde die Leiche unter großem Gepränge nach Metz gebracht und dort
beigesetzt.
9. Ralmnus Maurus.
776—856.
1. Rabanus- Maurus, einer der gelehrtesten und berühmtesten
Männer der karolingischen Zeit, wurde im Jahre 776 als Sohn wohl¬
habender und angesehener Leute in Mainz geboren. Schon im zarten
Alter trat er in das Kloster Fulda, um sich dem Wunsche seiner Eltern
gemäß dem Dienste der Kirche zu widmen. Er zeichnete sich durch
Fleiß und gutes Betragen vor allen aus. Um seine Studien fortzu¬
setzen, bezog er später die berühmte Benediktinerschnle zu Tours in Frank¬
reich, wo Alkuin, der ausgezeichnete Gelehrte und Freund Karls des Großen,
sein Lehrer wurde. Nach einem Lieblingsschüler des heiligen Benedikt
gab Alkuin ihm Seit Beinamen Manrns. Nach Fulda zurückgekehrt,
wurde er Lehrer an der dortigen Klosterschule. Alkuin, dem er dies
meldete, schrieb: „Ermahne die Knaben, welche um dich sind, zur
Lauterkeit des Herzens und des Wandels, zum reuigen Bekenntnis ihrer
Sünden, zur Ausdauer im Lernen und zu verständigem Umgange.
Lehre sie alles üppige Leben meiden, das nichtige Treiben der Welt
fliehen. Trage Sorge, daß sie an dir ein Muster haben und er¬
mahne sie mit heiligen Worten". — Rabanus befolgte die Ratschläge
seines Lehrers. Er brachte als Lehrer und Leiter die Kloster-
schule zu Fulda zu so hohem Ansehen, daß selbst Fürsten ihre Söhne
, dorthin schickten. Besondere Pflege genoß die deutsche Sprache, so
daß Rabanus „der erste deutsche Schulmann" genannt wird. Sem
Wahlspruch war: „Fröhlich die Schüler, fröhlicher der Magister, am
fröhlichsten der Rektor". Zu hohem Ansehen gelangte er wegen seiner