Full text: Geschichte von Mainz und Umgegend

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gelingen werde, was der einzelnen Stadt nicht möglich sei, forderte er 
zu einem Bündnisse aller rheinischen Städte und vieler Fürsten aus. 
Sein Mut und seine Begeisterung für die gute Sache führten zum 
Ziele. Im Jahre 1254 söhnten sich die Städte Mainz und Worms, 
, nachdem sie zehn Jahre in Fehde und Feindschaft gelebt hatten, aus 
und schlossen ein Bündnis mit einander. Sie verpflichteten sich gegen* 
' fettig, im Kampfe gegen die Raubritter einander beizustehen, in ihren 
Städten sich gleiches Recht zu gewähren und entstehende Streitigkeiten 
durch acht Schiedsrichter auf friedlichem Wege beizulegen. Die erste 
Stadt, welche dem von Mainz und Worms gegründeten Bunde beitrat, 
war Oppenheim; ihr folgten bald alle namhaften Städte von Basel 
bis Köln. Auch die Erzbischöse von Mainz, Trier und Köln, die 
Bischöfe von Worms, Straßburg, Metz und Basel, viele Grafen und 
Herren schlossen sich dem Bunde an. Im Juli fand zu Mainz die 
erste Zusammenkunft der Abgeordneten der dem Bunde beigetretenen 
Städte, Fürsten und Herren statt. Es wurde ein allgemeiner Land¬ 
friede auf zehn Jahre beschlossen. Fürsten und Städte versprachen, 
beiderseits ihre unrechtmäßigen Zölle abzuschaffen und mit vereinten 
Kräften alle Friedensbrecher zur Buße anzuhalten. Der Kaiser Wilhelm 
von Holland kam selbst nach Mainz und bestätigte den Bund. 
2. Bald kamen die Städter in die Lage, den Landfrieden mit 
Gewalt verteidigen zu müssen. Der gefürchtete Raubritter Werner 
von Bolanden zu Ingelheim ließ nach wie vor die Reisenden berauben 
und plündern. Die Bürger von Mainz zogen deshalb mit den nächsten 
Bundesgenossen gegen Werner, nahmen sein Schloß und zerstörten es. 
Werner sammelte nun ein Heer, um die Städter zu befehden, und diese 
zogen ihm wohlgerüstet entgegen; aber der Erzbischos von Mainz 
führte eilten Waffenstillstand herbei. Die Ritter mußten versprechen, 
ihre Zölle und Weggelder zu Wasser und zu Land abzustellen. Nicht 
lange danach zogen die Bürger von Worms mit ihren Bundesgenossen 
von Mainz und Oppenheim gegen den Herrn von Strahlenberg, der 
sie von seiner Burg aus fortwährend schädigte; sie verbrannten sein 
Dorf Schriesheim an der Bergstraße und zerstörten die Weinberge. 
Für die Folge fügten sich zwar die Ritter, aber die Städte mußten 
stets ein schlagfertiges Heer bereit haben, um ihren Anordnungen mit 
den Waffen in der Hand Nachdruck geben zu können. 
3. Zur Zeit des rheinischen Städtebundes herrschte großer Wohlstand 
in dem „goldenen Mainz". Die Stadt zählte mehr als 20000 Ein¬ 
wohner; allein 400 italienische Kaufleute waren damals hier ansässig. 
Die Stadt befand sich im unbestrittenen Besitze des Handels und der 
Schiffahrt am Mittelrheine. In den Jahren 1314—1317 wurde 
darum hier ein prächtiges Kaufhaus gebaut; in dasselbe mußten 
alle Kaufgüter gebracht und zum Verkaufe ausgestellt werden. Das 
Kaufhaus stand aus dem jetzigen „Brand" und wurde im Jahre 1813 
niedergerissen. Der Kaiser gestattete den Bürgern, in dem neu er¬ 
bauten Kaufhause eine mäßige Abgabe für die sichere Aufbewahrung 
der Waren zu erheben. Die nach dem Marktrechte auf drei Tage
	        
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