Gebete zu feiern sei. Bis auf den heutigen Tag ist. dieses Fest das
einzige unter den Marienfesten, das im Bistum Mainz an dem
Tage, auf welchen es fällt, feierlich begangen wird. Mariä Himmel¬
fahrt ist im Großherzogtum Hessen ein gesetzlich anerkannter Feier¬
tag. Zur Zeit der Ernennung des Bischofs Colmar wurden im
ganzen Departement Donnersberg die Klöster aufgehoben. Die Kloster¬
güter wurden verkauft und die leeren Klostergebäude zu anderen
Zwecken verwendet. —
4. Im engsten Zusammenhange mit den Umwälzungen aller Ver¬
hältnisse stand die Umgestaltung der Sitten. Die Mainzer Be¬
völkerung lebte sich allmählich in die neuen Verhältnisse ein und
nahm mit der französischen Herrschaft französische Sitten und Gebräuche
an, die sich teilweise bis auf den heutigen Tag erhalten haben. Mit
der veränderten Stellung des Bürgertums ging aber auch die alte
Einfachheit unter.
5. Während seiner Regierung war Kaiser Napoleon I. mehrmals
in Mainz. Wie ehemals dem römischen Feldherrn Drusus und dem
Schwedenkönig Gustav Adolf, so diente auch ihm unsere Stadt als
Ausgangspunkt seiner Kriegszüge; es war ihm deshalb viel daran
gelegen, sie in bestem Zustand zu wissen. Er nannte Mainz seine
„gute Stadt" und sorgte dafür, daß aus Staatsmitteln ihre Ent¬
wickelung gefördert wurde. — Da er einsah, daß die Festung Mainz
Kastei als Brückenkopf nicht entbehren kann, ordnete er die Vor¬
arbeiten zur starken Befestigung dieses Platzes an. Auch wollte
er an der Stelle der alten Römerbrücke eine feste Rheinbrücke er¬
bauen. Das Modell dieser Brücke befindet sich im Museum. — Als
Napoleon im Zahre 1808 zum Fürstenkongreß nach Erfurt reiste,
berührte er Mainz, Kastei und Kostheim wieder. In Kostheim stellte
sich der ganze Gemeindevorstand mit der Schuljugend auf und über¬
reichte dem Kaiser eine Bittschrift, in welcher das große Unglück ge¬
schildert wurde, das Kostheim während der Kriegsstürme erfahren hatte.
Daraufhin erließ Napoleon den Bewohnern alle Steuern. Gelegent¬
lich der Rückkehr aus Rußland war Napoleon zum letztenmal in
Mainz. Bei Kälte und Nebel kam er in Kastei an und wünschte
nach Mainz gefahren zu sein. Mächtige Eisschollen trieben auf dem
Rheine und bedrohten jedes Fahrzeug. Endlich fand sich ein beherzter
Fischer, der den Kaiser übersetzte. Zn Budenheim stieg Napoleon ans
Land und ging nach Mainz. ~ Ein Mainzer Bürger Namens Drescher
führte ihn dann in aller Eile nach Metz. Zum Lohne dafür wurde
Drescher zum Vorsteher der Mainzer Post ernannt. — Nach der
Völkerschlacht von Leipzig ließ Napoleon Mainz mit dreißigtausend
Mann unter dem General Morand besetzen. Blücher ließ sie aber
in den ersten Tagen des Jahres 1814 durch ein russisches Korps ein
schließen. Am 4. Mai 1814 wurde die Stadt und Festung übergeben.
An demselben Tage erfolgte der Einmarsch der verbündeten Heere.