Full text: Geschichte von Mainz und Umgegend

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36. Die evangelische Kirchengemeinde in Main,. 
1802. 
211$ Gustav 2tboIf tut ^ahre 1631 unsere iStabt eingenommen 
hatte, würbe hier zum erstenmale evangelischer Gottesbienst gehalten 
und zwar burch einen Militär geistlichen; mehr als hunbertunbfünfziq 
^ahre spater prebigte hier wiederum ein evangelischer Militärqeistlicher 
Spater befriedigten bie Mainzer Protestanten ihre religiösen Bedürf¬ 
nisse in ber Kapelle bes herzoglichen Schlosses zu Biebrich. Ein 
Wagen, im Volksmunbe ber „lutherische Omnibus" genannt, fuhr 
sie jedesmal dorthin. Damals lebten einige hunbert Protestanten in 
unserer Stabt. Erst im Jahre 1802 bilbete sich eine evangelische 
Kirchengemeinde in Mainz. Als Gotteshaus würbe ihr von bem 
französischen Präfekten Jeanbon Saint Andre bie Kirche bes Alten- 
mnnsterklosters in ber Münstergasse überwiesen. Zugleich bilbete sich 
der erste Vorstanb ber „unierten", bas heißt aus Lutheranern unb 
Reformierten bestehenben neuen Kirchengemeinde. Gastprebiaer ver¬ 
sahen abwechselnb bas Amt. Im Jahre 1808 würbe bie bisherige 
Altenmunsterkirche zu einem Militärlazarette hergerichtet; als Er¬ 
satz erhielt bie evangelische Gemeinde das ehemalige Welschnonnen¬ 
kloster. Durch Beschluß des Bundestags würbe bie seither zu 
Militärzwecken verwendete „Johanniskirche" den Evangelischen ein¬ 
geräumt mit der Bestimmung, daß die jeweilige evangelische Militär¬ 
gemeinde das Mitbenutzungsrecht habe. Nach ihrer Wiederher¬ 
stellung wurde diese Kirche im Jahre 1830 der evangelischen Ge¬ 
meinde feierlich übergeben. Von der Garnison wurde die „Johannis- 
ktrche" bis zum Herbste 1895 benutzt; feit biefer Zeit wirb ber 
evangelische Militärgottesdienst in der wiederhergestellten Altenmünster¬ 
kirche abgehalten. Der erste evangelische Geistliche zu Mainz war 
Pfarrer Nonweiler; er kam 1802 nach Mainz, wurde 1822 Kirchenrat 
und 1833 Superintendent der Provinz Rheinhessen und Dekan des 
Dekanats Mainz. Nonweiler stand achtundvierzig Jahre lang der 
evangelischen Gemeinde als Seelsorger vor; nach seinem im Jahre 
1850 erfolgten Tode wurde ihm von feiner dankbaren Religions¬ 
gemeinde ein Denkmal in der Johanniskirche errichtet. Die Zahl der 
Evangelischen in Mainz beträgt gegenwärtig etwa 27000. Die neue 
evangelische Christuskirche, die ihren Platz auf der Kaiserstraße findet, 
giebt eine Zierde der Mainzer Neustabt. 
37* Main; wird hessische Nrovinzialhauptstadt 
und deutsche Kundesfestung. 
1816. 
1. Als Mainz wieder deutsch geworben war, verwalteten es zu¬ 
nächst Ostreich unb Preußen gemeinschaftlich. Dies dauerte bis zum 
30, Juni 1816. An diesem Tage wurde durch einen in Frankfurt
	        
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