Full text: Leitfaden zur Geschichte des deutschen Volkes

Der deutsche Krieg. § 236. 
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führte zum offenen Bruch zwischen Österreich und Preußen. Preußen 
wollte Schleswig-Holstein nicht befreit haben, um einen neuen Mittelstaat 
zu schaffen, der ihm feind wäre: der Herzog von Augustenburg sollte sich 
wenigstens ganz an Preußen anschließen. Dem wirkte Österreich entgegen. 
Schon 1865 schien der Krieg unabwendbar. Der Vertrag von Gastein, 
der Lauenburg gegen eine an Österreich zu zahlende Geldentschädigung 
an Preußen brachte, Schleswig unter preußische, Holstein unter öster¬ 
reichische Verwaltung stellte, aber die Rechte beider Mächte auf die Ge¬ 
samtheit beider Herzogtümer ausdrücklich wahrte, schob den Kampf nur 
hinaus. Bald genug wuchs die Spannung wieder. Preußen schloß 
(8. April 1866) ein Schutz- und Trutzbündnis mit Italien ab und brachte 1866. 
tags darauf beim Bundestag den Antrag ein, eine aus allgemeinen 
Wahlen des ganzen Volks hervorgehende Versammlung einzuberufen, die 
über eine Reform der Bundesverfassung beraten sollte: Bismarck war sich 
klar darüber, daß die Einigung Deutschlands, die er herbeiführen wollte, 
nur möglich sei, wenn das deutsche Volk weitgehende konstitutionelle Rechte 
erhielt. Österreich, das solchen Plänen durchaus abgeneigt und der Mehr¬ 
heit des Bundestags sicher war, übergab diesem endlich (1. Zum) die 
schleswig-holsteinische Angelegenheit zur Entscheidung. Da erklärte Preußen 
den Gasteiner Vertrag für gebrochen und ließ Truppen in Holstein ein¬ 
rücken, und bald darauf sandte Bismarck, der schon 1865 in den Grafen¬ 
stand erhoben worden war, allen deutschen Regierungen seinen Plan einer 
Umgestaltung des Deutschen Bundes unter Ausschluß Österreichs zu. Dieses 
beantragte dagegen die Aufstellung eines Bundesheeres gegen Preußen. 
Da dieser Antrag am 14. Juni in der Bundestagssitzung angenommen 
wurde, so erklärte Preußen seinen Austritt aus dem Bunde und begann 
den Krieg gegen Österreich und die Staaten, die dessen Aufforderung, ihre 
Truppenteile mobil zu machen, gefolgt waren. Mit Blitzesschnelle wurden 
Hannover, Sachsen und Kurhessen besetzt, und am 29. Juni wurde 
König Georg Y. von Hannover gezwungen, sich mit seiner ganzen 
Armee, die zwei Tage vorher bei Langensalza eine viel schwächere 
preußische Abteilung besiegt hatte, den Generälen Vogel von Falcken- 
stein und von Manteuffel zu ergeben, da er inzwischen von immer 
mehr anwachsenden Truppenmasien umstellt worden war. Die Haupt¬ 
macht der Preußen, die erste Armee unter Prinz Friedrich Karl, 
die zweite unter dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm (sein vor¬ 
züglicher Generalstabschef war General von Blumenthal) und die 
Elbarmee unter Herwarth von Bitterfeld, hatte sich gegen Böhmen 
gewandt. In viele Heersäulen auseinandergeriffen, über schwierige Pässe 
und durch enge Täler drangen die Preußen, „getrennt marschierend, um 
vereint zu schlagen", Ende Juni in das Land ein: der treffliche Kriegs¬ 
plan war vom Generalstabschef Hellmuth von Moltke entworfen, der 
sich bereits 1864 als Meister der Kriegskunst bewährt hatte. Der Sieg
	        
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