186 Der Krieg bis aufs Messer. Übergabe von Paris. Friede. §§247-250.
(Mömpelgard) an dem Bach Lisaine genommen, der in den Doubs
mündet und hatte von Belfort her einen Teil des Belagerungsgeschützes
und alle dort entbehrlichen Truppen an sich gezogen. Seine an sich sehr
starke Stellung verlor dadurch ihre Festigkeit, daß heftiger Frost eintrat,
so daß alle Gewässer leicht zu überschreiten waren. Am 14. Januar schon
rückten die Scharen Bourbakis an. Drei Tage hintereinander, vom 15. bis
] 7. Januar, erneuerten sie ihren Angriff, ohne daß die heldenhaften Leute
Werders gewankt hätten. Dann zogen die Angreifer, durch den heran¬
rückenden Manteuffel bedroht, ab. Der aber schnitt ihnen die Rückzugs¬
linie ab, und von ihm und Werder verfolgt, wurden sie in die Engen
des verschneiten Juragebirges hineingedrängt. Unter der Kälte, dem
Hunger, den Anstrengungen des Marsches litten sie furchtbar: Bourbaki
selbst machte verzweifelnd einen Selbstmordversuch. Endlich retteten sich
die völlig entkräfteten Truppen über die Grenze nach der Schweiz
(1. Februar), wo sie entwaffnet wurden.
§ 248. Die Übergabe von Paris. Der Friede. 1. Als
dies geschah, war bereits Waffenstillstand eingetreten, von dem aber der
südöstliche Kriegsschauplatz ausdrücklich ausgeschlossen war. Die Pariser
Truppen hatten am 19. Januar noch einen letzten verzweifelten Versuch
gemacht, die Belagerungsarmee zu durchbrechen. Trochu war westwärts
gegen Versailles hin ausgefallen, war aber bei Buzanval nach mächtigem
Ringen zurückgewiesen worden. Nun fügten sich die Regierung und das
Volk von Paris in die Bedingungen, die ihnen Bismarck im Namen
Kaiser Wilhelms (§ 250) stellte. Paris mußte sich mit seinen Forts, die
28. Januar.den Deutschen eingeräumt wurden, ergeben; die Verproviantierung der
Stadt wurde gestattet; eine Nationalversammlung, aus allgemeinen Wahlen
hervorgegangen, sollte in Bordeaux zusammentreten, um über die von
Deutschland gestellten Friedensbedingungen Beschluß zu fassen; das Ein¬
rücken in Paris ward vorbehalten.
§ 249. Der Friedensschluß. In Bordeaux nahm die
Nationalversammlung, von der der greise Staatsmann Thiers an
die Spitze der Regierung gestellt wurde, die Friedensbedingungen fast
widerspruchslos an: Frankreich mußte fünf Milliarden Franken Kriegs¬
kosten bezahlen und das Elsaß bis auf Belfort und von Lothringen
den deutschredenden Teil östlich von der Mosel samt der Festung Metz
abtreten. An demselben Tage, wo so der Vorfriede zustande kam (1. März),
hielten die Deutschen ihren Einzug in Paris, beschränkten sich jedoch
vertragsmäßig auf einen engen Raum und räumten die Hauptstadt kurz
1871, darauf wieder. Der endgültige Friede wurde dann am 10. Mai 1871
10. Mai.zu Frankfurt a. M. abgeschlossen.
§ 250. Kaiser Wilhelm und die Aufrichtung des Deutschen
Reichs. Die deutschen Truppen kehrten heim, mit Siegesjubel und
feurigem Danke in der Heimat empfangen. Der schönste Ehrenpreis