Full text: Der Lehrstoff der zweiten Klasse (Teil 2: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren, Abt. 2)

2 Überblick über die Brandenburgisch-Preußische Geschichte bis zum Jahre 1640. § 108. 
dunkler als bei den Germanen. Von den Germanen wird berichtet, 
daß sie gern badeten, von den Slawen, daß sie mit Schmutz bedeckt 
waren. Der Slawe hat eine frohe Natur. „Wo die Slawin ist, da 
tönt das Lied", sagt ein altes Sprichwort. 
5. Erstes Zusammentreffen zwischen Slawen und Germanen. Zur 
Zeit des merowiugischeu Königs Dagobert I. treffen, zum ersten Male, 
soviel wir wissen, Slawen und Germanen feindlich zusammen. Frede¬ 
gar, der fränkische Chronist des siebenten Jahrhunderts, berichtet dar- 
über: Ein gewisser Franke mit Namen Samo zog im Jahre 623 mit 
einigen Kausleuten zu den Wenden, um Handelsverbindungen mit ihnen 
anzuknüpfen. Die Wenden erwehrten sich damals der Avaren. Samo 
trat in das wendische Heer ein und legte glänzende Proben seiner 
Tapferkeit ab. Die Wenden wählten ihn zum Könige, und er herrschte 
35 Jahre mit Glück und Ruhm. Die Handelsbeziehungen zwischen 
Franken und Wenden wurden von dieser Zeit an reger. 
Aus einem unerklärten Grunde verübten einmal die Wenden Mord 
und Raub an fränkischen Kaufleuten. König Dagobert schickte einen 
Gesandten mit Namen Sichar ab, um Genugtuung zu fordern. Samo 
verweigerte diese. Da forderte Sichar, Samo mit feinem ganzen Volke 
müsse dem Könige Dagobert dienstbar werden. Samo erwiderte: „Das 
Land und wir selbst gehören Dagobert, wenn er Freundschaft mit uns 
halten will." Sichar entgegnete: „Christen, Knechte Gottes, können nicht 
mit Hunden in Freundschaft stehen!" „Sind wir Hunde," sagte Samo, 
„so können wir auch beißen", und ließ Sichar hinauswerfen. Da begauu 
König Dagobert Krieg gegen die Slawen. Seine Truppen wurden 
geschlagen. Seitdem, berichtet Fredegar, fielen die Wenden oft in die 
thüringischen und fränkischen Gaue ein1). 
Die zweite Begegnung zwischen Slawen und Germanen, von 
der wir Kunde haben, fällt in die Zeit des Hausmeiers Pipiu des 
Kurzen. Pipin zog 748 gegen die Sachsen. Friesen und Wenden 
halfen ihm, die Sachsen zum Tribut zu zwingen. Das Verhältnis 
zwischen den Sachsen und den slawischen Grenznachbarn war also kein 
gutes. 
§ 108. Unterwerfung der Slawe». 
1. Karl der Große und die Slawen. Nachdem Karl der Große 
die Sachsen unterworfen hatte, waren die Slawen Grenznachbarn des 
fränkisch-deutschen Reiches. In einem Kriege Karls gegen dte^Vöhinen 
unterstützten die slawischen Stämme Norddeutschlands ihre Stammes- 
genossen." Die Folge war, daß ein fränkisches Heer in ihre Gebiete 
t) Kap. 68.
	        
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