68 Der Norden und der Osten. Haus Österreich. Maximilian I. §§ 80—82.
(§ 60, 2), der seit dem 13. Jahrhundert das Land an beiden Ufern der
Weichselmündung von den heidnischen Preußen erobert und im Bunde mit
den Schwertrittern die Ostseeküsten bis weit ins heutige Rußland hinein
beherrscht hatte. Nach der Unterwerfung Preußens hatte er den Kampf
gegen die heidnischen Litauer ausgenommen. Nachdem sich diese aber dem
Christentum zugewandt hatten und ihr neubekehrter Großfürst Wladislaw
Zagiello durch seine Vermählung mit Hedwig, der jüngeren Tochter
Ludwigs des Großen von Ungarn und Polen, auch König von Polen ge¬
worden war, war der Orden in schwere Bedrängnis gekommen. Schon
1410 war er in der heißen Schlacht bei Tannenberg geschlagen worden,
und nun zwang ihn nach langem Kriege Kasimir IV., der zweite Sohn
1466.Wladislaw Zagiellos, 1466 zum Thorner Frieden, in dem der Orden
die Hälfte seines Landes, Westpreußen samt der Residenz Marien¬
burg, an Polen abtreten, das ihm noch bleibende Ostpreußen mit der
Hauptstadt Königsberg aber von diesem zu Lehen nehmen mußte.
Kaiser Friedrich hatte es weder hindern können noch wollen, daß hier ein
so wichtiges, durch deutschen Schweiß und deutsches. Blut gewonnenes
Land verloren ging.
Der gefährlichste Feind aber nicht bloß des Reichs, sondern der
ganzen Christenheit erhob sich im Osten. Die Türken (§ 76) hatten auch
1453.Konstantinopel erobert und bedrohten nun von ihrem großen Reiche
aus Ungarn, Kärnten und Kram und selbst das nördliche Italien^mit
ihren Heeren, wie das Adriatische Meer und seine Küsten mit ihren Schiffen.
§ 81. Das Haus Österreich. So war Deutschland morsch im
Innern und rings umher von Feinden gefährdet. Und dennoch gelang
es Friedrich III. durch sein zähes Abwarten günstiger Zeitumstände und
sein Beharren bei einmal gefaßten Plänen, sein Haus Österreich noch
vor feinem Tode auf dem Wege zur höchsten Macht zu sehen. Als
nämlich Karl der Kühne gefallen war, griffen alle seine Feinde,
namentlich aber der König von Frankreich, nach seinen Besitzungen.
Da wußte sich seine verwaiste Tochter, Maria von Burgund, keinen
anderen Rat, als den ritterlichen Kaisersohn, der einst um sie geworben
hatte, herbeizurufen und ihm mit ihrer Hand auch ihre Lande anzu¬
tragen. *) So kamen die Niederlande an das Haus Österreich; und da
Maximilian, der noch zu seines Vaiers Lebzeiten zum römischen Könige
erwählt worden war, in kurzem auch das gesamte Gebiet der Habsburger
in seiner Hand vereinen mußte, so stand er in ganz anderem Ansehen,
als sein Vater es je genossen hatte. Das Haus Österreich begann
seine glänzende Rolle zu spielen.
§ 82. Maximilian I. 1493—1519. Das Haus Habsburg
als Weltmacht. 1. Deutschland freilich hatte davon keinen Gewinn.
*) Vgl. den Spruch: Tu, felix Austria, nube (Du, glückliches Österreich, freie!).