Englische Geschichte: Jakob I., Karl I. 229
zu leisten, für seinen Sohn Karl einen Ehebund mit einer Prinzessin aus dem
verhaßten Spanien begehrte, gerieth er mit dem Parlament in Streit und
erklärte dessen Rechte für Privilegien, welche es nur der königlichen Gnade zu
danken hätte. Dagegen protestirte das Unterhaus und sagte, daß die Frei¬
heiten des Parlaments, Steuerbewilligung, Gesetzgebung, Redefreiheit und andere,
das alte unzweifelhafte Geburtsrecht und Erbe der Unterthanen von England seien.
Wüthend über eine solche Sprache, riß Jakob das verhaßte Blatt aus dem Proto¬
kollbuch, löste das Parlament auf und schickte mehrere Parlamentsmitglieder ins
Gefängniß. Die Stimmung des Volkes blieb drohend, und man schämte sich,
von jener- stolzen Höhe unter Elisabeth vor aller Welt herabgeworfen zu sein.
Unter seinem Sohne Karl I. gieng es noch stürmischer her. Schon das 1625-1649.
gefiel nicht, daß er in Henriette von Frankreich eine papistische Königin ins
Land brachte. Bald kam er wegen der Steuerbewilligung mit dem Parlament
in Streit, stürzte sich in einen rühmlosen Krieg mit Frankreich und mußte
zuletzt, als das Parlament die berühmte „Bitte um Recht" vorbrachte, diesem
seine alten Freiheiten bestätigen. Zunächst richtete sich der Haß gegen des
Königs Günstling, den leichtfertigen Herzog von Buckingham. Dieser wurde
ermordet. Statt seiner machte Karl das frühere Oppositionsmitglied Went-1628.
worth zu seinem Rathgeber und erhob ihn zum Grafen Strafford und zum
Statthalter von Irland. Das Parlament bewilligte, aus Mißtrauen gegen
den König, das Pfund- und Tonnengeld oder die Hafenzölle für ein- und
ausgehende Waaren, nicht, wie gewöhnlich, für die ganze Regierungszeit des
Königs, sondern wollte es nur für ein Jahr bewilligen, und als Karl mit
Gewaltschritten drohte, erklärte es die Erhebung des Zolles für ungesetzmäßig
und jeden für einen Verräther, der ihn erheben oder bezahlen würde. Darauf
löste Karl das Parlament auf und beschloß, ohne ein solches zu regieren.
Die bisherigen Steuern wurden ohne ständische Bewilligung erhoben und neue
ersonnen, wie das Schiffgeld. Dieses zu bezahlen, weigerte sich der Gutsbe¬
sitzer John Hampden, und wenn auch das Gericht gegen ihn entschied, so
war doch das ganze Volk seiner Ansicht. Während Strafford in diesen Din¬
gen den König immer weiter trieb und meinte, man müsse die Leute durch
Peitschenhiebe zur Vernunft bringen, gab ihm der jenem ganz ähnliche Erz¬
bischof Laud von Canterbury in kirchlichen Sachen keine besseren Rathschläge.
Die Puritaner und Presbyterianer wurden in England verfolgt, die Kirchen
wieder mit allerlei Zierath und Bildern angefüllt, und die englische, von Laud
neu zugestutzte Liturgie sollte auch in Schottland eingeführt werden. 1638.
Da brach der Aufstand los. „Die Messe ist hereingebrochen! Baal ist
in der Kirche!" riefen die Weiber in der Kathedrale von Edinburg. In ganz
Schottland wurde, zur Abwehr des aufgedrungenen Episkopats, ein neuer
Covenant (Bund) gebildet, Richelieu schickte aus Frankreich Geld, und ein
schottisches Heer rückte gegen England vor. Um die nöthigen Mittel zu einer
Heeresrüstung zu bekommen, mußte Karl das (sogenannte „lange") Parlament
einberufen. Dieses setzte sich sogleich in offene Opposition gegen die Regie-1640.
rung und knüpfte Unterhandlungen mit den Schotten an. Das Unterhaus
klagte Strafford und Land des Hochverrats an und schickte sie in den Tower.
Der König mußte Straffords Todesurtheil unterschreiben. Der Minister wurde 1641.
enthauptet und drei Jahre nachher auch Laud. Immer mehr griff nun das
Parlament in die Regierungsgewalt ein, und da Karl von seiner Macht nichts
aufgeben wollte, so mußte es zu einem blutigen Zusammenstoß beider Par-