Full text: Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte

Italien. Polen. Bürgerkrieg in Spanien. 
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schlug die Aufständischen und hielt die Hauptpunkte besetzt. Die beiden Söhne 
der Exkönigin Hortense von Holland hatten sich an die Revolution angeschlossen; 
der ältere erkrankte an den Masern und starb; der jüngere, Louis Napoleon, 
zum französischen Kaiserthron bestimmt, wurde durch die Energie seiner Mutter 
vor Gefangenschaft gerettet. Als die Ostreiche* zum zweitenmal in Bologna 
einrückten, besetzten die auf Östreichs Einfluß in Italien eifersüchtigen Fran- 1832. 
zosen Ankona. 
Die revolutionäre Partei in Polen verlangte Trennung von Rußland 
und Wiederherstellung des altpolnischen Reiches. Sie stiftete eine Militär- 
Verschwörung und rechnete auf die Hilfe Frankreichs. In Warschau brach 29. Nov. 1830. 
die Revolution aus; Großfürst Konstantin und die russischen Regimenter mußten 
abziehen, die Unabhängigkeit Polens und die Absetzung der Dynastie Romanow 
wurden vom Reichstag ausgesprochen. Feldmarschall Diebitsch-Sabalkanski 
rückte mit einem russischen Heere in Polen ein und schlug die polnischen Truppen 
trotz ihrer Tapferkeit bei Grochow. Darauf übernahm Skrzynecki den Ober- 25. Febr.1831. 
befehl, wurde aber von Diebitsch bei Ostrolenka geschlagen. Auch die Ver¬ 
suche, den Aufstand in die altpolnischen Provinzen Volhynien, Podolien, Lithauen 
zu tragen, mißlangen. Selbst in Polen betheiligten sich nur das Militär, der 
Adel und die Städter an der Revolution; der Bauernstand, welchem der Reichstag 
die Ablösung des Pachts der Grundstücke verweigerte, verhielt sich ganz theil- 
nahmlos. Graf Paskewitsch, welcher nach Diebitschs Tode den Oberbefehl 
übernahm, belagerte Warschau und zwang es zur Übergabe. Der Rest der 8. Sept. x 
polnischen Armee, 24,000 Mann, zog über die preußische Grenze und streckte 5. Okt. 
die Waffen. Ganz Polen wurde wieder unterworfen, die Verfassung von 
1815 aufgehoben. Die Häupter der Bewegung giengen in die Verbannung. 
König Ferdinand VII. von Spanien hatte nach seiner Verheiratung mit 
der neapolitanischen Prinzessin Marie Christine das salische Gesetz, welches in 
der Thronfolge dem Mannsstamm den Vorzug vor der weiblichen Nachkom¬ 
menschaft gibt, aufgehoben. Nach feinem Tode wurde feine dreijährige Tochter 1830. 
als Jfabella II. zur Königin ausgerufen, und ihre Mutter Christine trat 1833. 
die Regentschaft an. Dagegen protestirte der älteste Bruder des Königs, Don 
Carlos, und die apostolische Partei; diese organisirten in Navarra und den 
baskischen Provinzen ein Heer. Der Kampf zwischen den Karlisten und Chri¬ 
stinos begann, wurde von beiden Seiten mit Grausamkeit geführt und fiel 
anfangs für die ersteren günstig aus. Denn sie hatten an Zumalacarreguy 
und Cabrera sehr tüchtige Führer. Erst als Espartero den Oberbefehl über 
das christinische Heer übernahm und die Karlisten bei Luchana schlug, fand 1836. 
eine Wendung statt. Das entscheidende Ereigniß aber war der Abschluß des 
Vertrags von Vergara, welchen der neue Oberbefehlshaber der Karlisten, Ma- 1839. 
roto, mit Espartero schloß. Er gieng mit seinem Heere zu den Christinos 
über und zwang dadurch den Gegenkönig Don Carlos, mit dem Rest der 
Seinigen nach Frankreich zu flüchten. 
Die Regentin Christine, welche ' sich im Gegensatz zur apostolischen Partei 
bisher aus die Liberalen gestützt hatte, neigte sich immer mehr zum Absolutismus 
hin. Daher erhob sich ein Aufstand gegen sie. Espartero (Herzog von Vit- 
toria) stellte sich an die Spitze und nöthigte Christine, die Regentschaft nieder- 
§. 184. 
Bürgerkrieg in Spanien. 
1833-1840.
	        
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