Kapitulation öon Metz. Siege über die Loire- und die Nordarmee. 321
früher war die von dem General Uhrich vertheidigte Festung Straßburg ge-28. Sept.
fallen und an General Werder, den Kommandanten des Belagerungsheeres,
übergeben worden. Mit der Wegnahme der kleineren Festungen Schlettstadt 24. Okt.
und Nen-Breisach war die Eroberung des Elsaß vollendet. Nun aber kapitu-10. Nov.
lirte, gerade als die Loirearmee gegen Paris vorzudringen suchte, auch die Festung
Metz, nachdem alle Ausfälle zurückgeschlagen und die Vorräthe ganz ausge-27.Okt.
gangen waren. Drei Marschälle, 6000 Offi eiere, 173,000 Mann wurden zu
Kriegsgefangenen gemacht, 73 Adler, 102 Mitrailleusen, 541 Feldgeschütze,
800 Festungsgeschütze, 300,000 Gewehre und andere Kriegsvorräte erbeutet.
Auf dieses entscheidende Ereigniß hin wurde der Kronprinz von Preußen und
Prinz Friedrich Karl zu Feldmarschällen ernannt, Moltke in den Grafenstand
erhoben.
Nun hatte das deutsche Hauptquartier Truppen genug zur Verfügung, um
sämtliche republikanischen Heere zu bekämpfen. Doch war Eile nöthig. Die
vor Metz stehende Armee wurde in zwei Theile getheilt, wovvn die eine unter
Prinz Friedrich Karl nach der Loire, die andere unter General Manteuffel
gegen die Nordarmee zog. Jener rückte mit 3 Armeecorps in Eilmärschen
nach Südwest, schlug den General Aurelle bei Beaune la Rolande, drängte 28. Nov.
nebst dem, unter seinen Befehl gestellten, Großherzog von Mecklenburg den
Feind von allen Seiten zurück und besetzte Orleans. Darauf wurde Aurelle 4. Der.
seines Kommandos entsetzt und dessen Armee in zwei getrennt operirende Theile
getheilt. Die eine Armee unter dem von Norden abberufenen Bourbaki wandte
sich südöstlich, die andere unter Chanzy zog nach der unteren Loire. Die Außen¬
regierung wurde von Tours nach Bordeaux verlegt. Prinz Friedrich Karl
wandte sich mit seinen 4 Armeecorps gegen Chanzy, drängte ihn in mehreren Ge¬
fechten, bei Meung, Beaugency undVernon, zurück, nahm Blois und Tours, zwang 7.-9. Dec.
ihn, auch Vendome aufzugeben und sich nach Le Mans zurückzuziehen, ver¬
folgte ihn mitten unter den heftigsten Schneestürmen und schlug ihn in täg¬
lichen Gefechten vom 6. bis zum 12. Januar. Der Prinz besetzte Le Matts,
der Großherzog von Mecklenburg das nördlich gelegene Alen^on. Der Feind 12. u. 16. Jan.
floh in vollständiger Auflösung, von den Siegern verfolgt, bis in die Bretagne.
Die Loirearmee und die Westarmee waren vernichtet. Nicht besser gieng es
der Nordarmee. Dieselbe wurde von dem General Faidherbe befehligt. Man¬
teuffel zog mit 2 Armeecorps gegen ihn, schlug ihn bei Moreuil, besetzte Amiens, 27.28. Nov.
die alte Hauptstadt der Picardie, zog nach der Normandie und besetzte deren
Hauptstadt Rouen und die Hafenstadt Dieppe. Als Faidherbe in dem nörd-5.u. 9. Dec.
lichen Festungsviereck Arras, Lille, Valenciennes, Douai, neue Streitkräfte
sammelte und in raschem Vorrücken Amiens und eben damit den Rücken Man-
teuffels bedrohte, wandte sich dieser wieder von Westen nach Osten, schlug jenen
zum zweitenmal in der Schlacht bei Querrieux und wenige Tage darauf bei 23. Dec.
Bapaume, wo General Göben, Befehlshaber des 8. Corps, nach 9stündigem 3. Jan.
Kampf den Feind zurückwarf. Dieser General übernahm, als Manteuffel nach
dem bedrohten Belfort zu der Südarmee abberufen wurde, den Oberbefehl über
die deutsche Nordarmee. Faidherbe versuchte noch einmal, mit 50,000 Mattn
gegen Süden zum Entsätze von Paris vorzudringen. Aber Göben errang bei
St. Quentin einen glänzenden Sieg über ihn, so daß die französische Nord-19. Jan.
armee auf mehrere Wochen kampfunfähig war. In dieser Zeit waren auch
viele wichtige Festungen gefallen: Toul ajp 23. Sept., Soissons am 16. Okt.,
Verdun am 8. November, Diedenhofen am 24. November, Pfalzburg am
12. Decbr., Montmedy am 14. Deck., Meziöres am 2. Jan., Rocroy
Müller, Geschichte. 8. Aufl. 21