324 Kapitulation von Paris/ Präliminarien von Versailles.
welcher mißlang. Zu gleicher Zeit, übergab Gambetta den Oberbefehl über
die Ostarmee", dem General Clinchant. Dieser, von den deutschen Truppen
i -r-11 r ,r önmmigen Kalte und des gebirgigen Terrains bis in die Nacht hinein
1. Febr. verfolgt, zog von Pontarlier nach dem Osten und betrat mit etwa 90 314
2. Febr. Mann und 11,787 Pferden bei Verrwres das schweizerische Gebiet Dort
entwaffnet und bis zum Friedensschluß in der ganzen
Schweiz vertheilt. 15,000 Gefangene hatte die Manteuffel'fche Armee in diesen
~agen gemacht (das Werder'sche Corps in den vorangegangenen Kämpfen 3000)
Jf , ^geheure Vorräthe an Waffen und sonstigem Kriegsmaterial erbeutet
^Lach diesem Ausgang der großen Hilfsarmee wagte Garibaldi, welcher, nach-
q1 c die deutschen Truppen Dijon geräumt hatten, diese Stadt besetzt hielt
31.yan.mcht mehr langer dort zu bleiben, zog sich schuell nach Macon zurück und suchte
JaIb wieder seine Einsamkeit auf der Insel Caprera auf. Den Schluß
der militärischen Operationen bildete die Übergabe der Festung Belfort, welche
8 ReBr tLrZJ' cernirt war. Nachdem die die eigentliche Citadelle
8. Febr. beherrschenden Forts, genommen waren, konnte sich jene nicht mehr halten.
1S ~, ^on der Pariser Regierung selbst hiezu aufgefordert, übergab der Kommandant
18. Febr. Denfert die Festung unter der Bedingung des freien Abzugs der Garnison.
Noch vor dem Untergang der Bourbaki'schen Armee hatte sich das Schicksal
9o o. ™a,uß entschieden. Der auswärtige Minister Favre kam nach Versailles
23. ^an. und unterhandelte mit dem Grafen Bismarck über die Kapitulation von Paris
28. ^an. und über einen Waffenstillstand. Der Vertrag wurde unterzeichnet, und in
Folge dessen mußten sämtliche Forts von Paris und das Kriegsmaterial
10 _, derselben den deutschen Heeren übergeben werden und eine neu zu wählende
12. Febr. Nationalversammlung sollte einberufen werden. Dieselbe wurde in Bordeaux
eröffnet, ernannte Thiers zum Chef der Exekutivgewalt und beauftragte ihn
und die beiden Minister Favre und Picard, Friedensverhandlungen in Versailles
9ß dauerten vom 21.—26. Februar. An letzterem Tage wurden
i «ro* Präliminarien von Versailles von den Bevollmächtigten unterzeichnet. Darauf
1. Marz, wurden sie von der Nationalversammlung in Bordeaux und von dem König
3. Marz, von Preußen ratisicirt. Die Besetzung eines Theiles von Paris durch deutsche
arz. uppen, welche 30,000 Mann stark eingezogen waren, dauerte vertragsmäßig
nur bis zur Ratifikation der Präliminarien, also nur 3 Tage. Nach diesen
Friedenspräliminarien trat Frankreich an Deutschland ganz Elsaß (mit Aus¬
nahme der Stadt und Festung Belfort) und Deutsch-Lothringen nebst Metz
und dem- dazu gehörigen _ vorliegenden Gebiet ab und machte sich verbindlich,
binnen 3 Jahren 5 Milliarden Franks Kriegsentschädigung zu bezahlen. Die
Räumung der von den deutschen Truppen besetzten Landestheile sollte schritt¬
weise nach der Zahlung der Kontribution in der Weise erfolgen, daß nach
Zahlung einer halben Milliarde eine bestimmte Anzahl von Departements,
nach Zahlung von 2 Milliarden eine weitere Anzahl derselben geräumt werden
und als Pfand für die _ rückständigen Milliarden nur noch sechs Departements
nebst Belfort besetzt bleiben sollten. Die Verhandlungen über den definitiven
Frieden, welcher auf der Grundlage dieser Präliminarien abzuschließen war,
sollten in Brüssel stattfinden.
Nach dieser glorreichen Waffengemeinschaft der deutschen Volksstämme,
bei welcher ihre Heere in einem Kriege von 180 Tagen 159 größere und
kleinere Gefechte bestanden, 15 Schlachten geschlagen, 26 feste Plätze genom-
meit, 11,650 Officiere und 363,000 Mann zu Gefangenen gemacht, über
6700 Geschütze und 120 Adler oder Fahnen erbeutet und keine einzige Nieder-