22 Perserkriege. Lerxes. Leonidas. Artemisium.
und ein Landheer von 800,000 Mann nebst einer Flotte von 1200 Kriegs¬
schiffen zusammenbrachte. (Herodot spricht sogar von 1,700,000 Fußgängern
und 80,000 Reitern, wozu noch 300,000 Mann in Europa gekommen seien,
und von 1207 asiatischen, 120 europäischen Kriegsschiffen und 3000 Trans-
480. portschiffen). In 7 Tagen und 7 Nächten zog das aus 56 Völkerschaften
zusammengesetzte Landheer auf 2 Schiffbrücken über den Hellespont und kam
ungehindert durch Thracien, Macedonien und Thessalien bis zum Paß von
Thermopylä, dem Schlüssel zu Mittelgriechenland, während die aus phöni-
cischen, syrischen, ägyptischen, cyprischen, jonischen und farischen (Königin A r-
temisia von Halikarnassus) Schiffen bestehende Flotte, für welche Xerxes die
Erdzunge bei dem Vorgebirge Athos hatte durchstechen lassen, längs der
Küste hinsegelte uud bei dem Vorgebirge und der Meerenge von Artemi¬
sium, in der Nähe von Thermopylä, Haltmachte. Von den Griechen unter¬
warfen sich die Thessalier und Böotier den Persern, die Argiver hielten sich
aus Eifersucht auf Sparta ferne, die Unterhandlungen mit Gelon, dem mäch¬
tigen Beherrscher von Syrakus und einem großen Theile Siciliens, zerschlugen
sich, weil er den Oberbefehl beanspruchte, und so waren es nur wenige grie¬
chische Staaten, welche unter Spartas Führung den Kampf mit Xerxes wagten.
8000 Mann unter dem spartanischen Könige Leonidas wurden zur Ver¬
theidigung des Engpasses von Thermopylä abgeschickt; die aus etwas mehr
als 250 Schiffen bestehende Flotte, bei welcher Themistokles war, segelte unter
Anführung des Spartaners Eurybiades nach Artemisium. Ruhmvoll
kämpfte in dem für eine kleine Schar so geeigneten Engpaß von Thermo¬
pylä Leonidas gegen das übermächtige Perserheer, von welchem immer
frische Truppen gegen die ermüdeten Griechen anrückten. Als aber der elende
Grieche Ephialtes 20,000 Perser auf einem Fußpfad über das Öiagebirge
führte, um Leonidas in den Rücken zu kommen, und die auf der Höhe auf¬
gestellten 1000 Phocier, vor der Übermacht fliehend, dem Leonidas die nahe
Gefahr meldeten, da entließ dieser sämtliche Verbündete; er selbst blieb mit
300 Spartanern, 700 Thespiern. 400 Thebanern und 2000 He¬
loten auf seinem Posten. Am folgenden Morgen griff Leonidas die Perser
an und fiel unter den Ersten; um seinen Leichnam kämpften die Griechen mit
Heldenmuth, ließen auch nicht nach, als die Schar des Ephialtes ihnen in
den Rücken kam, und fielen bis auf den letzten Mann. Nur von den The-
banern retteten sich viele, indem sie zu den Persern übergiengen. Ephialtes
wurde von den Amphiktyonen geächtet, floh nach Thessalien und wurde dort
von einem Trachinier erschlagen. Xerxes stand nun der Weg nach Mittel¬
griechenland offen. Er zog durch Doris nach Phocis und verwüstete diese
Landschaft. Ein Theil des Heeres marfchirte gegen Delphi, um den reichen
Apollotempel zu plündern, wurde aber durch ein heftiges Gewitter und durch
die Delphier erschreckt und in die Flucht gejagt. Xerxes selbst zog mit dem
Hauptheer nach Böotien, brannte Thespiä und Platäö nieder und war nur
noch ein paar Tagmärsche von Athen entfernt.
Indessen standen die Flotten bei Artemisium einander gegenüber.
Schon hier wollten die meisten Griechen Mittelgriechenland im Stich lassen
und sich an die Küsten des Peloponnes zurückziehen. Es bedurfte der Be¬
stechungskünste des Themistokles, um Eurybiades und andere Führer zum Blei¬
ben zu vermögen. Die Perser verloren durch einen Seesturm 400 Schiffe,
und 3 Angriffe, welche die Griechen gegen sie unternahmen, waren zwar nicht
entscheidend, aber für die Griechen günstig. Als aber die Perser 200 Schiffe