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uub baburch kam bas Haus Ballenstäbt zu immer größerer
Macht, währeub anberwärts eine Länberteiluug ber Ruin bes
Staates unb ber Dynastie-zu werben pflegte.
§. 8. Der älteste Markgraf war Erzkämmerer unb Haupt
ber Familie; boch hatten bie anberen münbtgen Fürsten teil an
ber Regierung. Merkwürbig ftnb unter ihnen besonbers zwei
Sprossen ber stenbalschen Linie geworben, nämlich Otto mit bem
Pfeile unb sein Neffe Walbemar. Otto IV. mit bem Pfeile
(1267—1309) ist als Minnesänger ßent^mtjloch bichtete er seine
Lieber nicht in ber Munbart ber Mark, wo man nieberbentsch
(plattbeutsch) sprach unb Kunst unb Wissenschaft noch sehr
wenig pflegte, sonbern in ber oberbeutschen (hochbeutschen)
Zunge, bie in bem gebilbeteren ©üben herrschte. Das Schwert
hanbhabte er nicht ntinber fröhlich als bie Zither, ©inst über¬
zog er bas Erzstift Magbeburg, weil es feinen Bruber Erich
nicht zum Erzbischof erwählt hatte, mit Fehbe; aber ber Erz¬
bischof holte aus bem Dorn bas Banner bes heiligen Mauritius,
. und bie Bürger, rasch bctrum gesammelt, zogen bem Markgrasen
entgegen, schlugen ihn bei Frohse 1278 unb nahmen ihn selbst
gefangen. Mit 4000 Mark (Pfund) Silbers, bie feine getreue
Gattin Hebwig mit Hilfe eines alten Dieners Johann von Buch
herbeischaffte, würbe er losgekauft; kaum frei geworben, erneuerte
’ er den Kampf, erhielt bei StaUurt. einen Pfeil in ben Schabet,
dessen Spitze man lange nicht herausziehen konnte, unb setzte
später boch Erichs Wahl burch. Im Verein mit seinen Ver¬
wanden vergrößerte er bie Hausmacht burch Kauf ber Mark
Lanbsberg (zwischen EOZuIbe unb Saale) unb der Nieberla.usitz
IHuTThüringer Lanbgrasen Albrecht bem Unartigen unb besten
Sohne Dietzntamt).
§ 9. Markgraf Walbemar (130^—19) überstrahlte burch
gewaltige Thatkraft lmB^ungeftiime, nie verzagenbe Tapferkeit
wie burch Klugheit unb königliche Pracht alle anbern beutfchen
Fürsten feiner Zeit. Dem Deutschtum verschaffte er neuen Raum,
inbem er Pommerellen (bas pommersche Land zwischen Per-
sante und Weichsel mit ber Hauptstabt Danzig) ben Polen
entriß unb ben östlichen Teil bem beutschen Orben überließ, ben
westlichen zur Mark fügte (1309). Auch feine übrigen Nachbarn,
bie Fürsten von Meißen, Magbeburg, Mecklenburg u. a., em-