Full text: Leitfaden der preußischen Geschichte

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Staaten antrat. Sie waren durch den langen Krieg in einem 
jammervollen Zustande; Städte und Dörfer in der Mark lagen /. 
wüst, auf viele Meilen" fand man weder Menschen noch Vieh, 
weder Hund noch Katze; Waldung und Wild statt Äcker und 
Menschen. Was noch an Volk übrig war, fristete in Armut und 
Roheit sein Leben; Land und Leute waren ruiniert und verwil¬ 
dert, ein Spielball fremder Kriegsknechte. Damit verglich der 
junge Kurfürst den blühenden Zustand des hochgebildeten und 
reichen Hollands, wo er seine ersten Jünglingsjahre verlebt hatte, 
und er setzte sich eine ähnliche Kultur zum Ziele seiner Re¬ 
gierung. Er bedachte dann, wie schwach seine Länder in ihrer 
äußern und innern Zusammenhanglosigkeit waren, und er 
beschloß, sie zu einem einigen, ganzen Staate zu verbinden. Weil 
aber die Zeit eisern war, und Macht vor Recht galt, so mußte 
er mit Lift und Gewalt das Gute, das er sich vornahm, erstreben 
und aufs Schwert gestützt sich in und außer dem Lande zum 
Meister der Dinge machen. Diese großen Aufgaben zu lösen, 
brachte er nichts mit auf den Thron als seine großen Eigen¬ 
schaften: entschlossene Thatkraft, zähe Ausdauer, Selbstbeherrschung 
und scharfblickende Erfindsamkeit. An Bildung des Geistes und 
Heldenmut des Charakters vielen überlegen, übertraf er alle in x 
der Kunst, aus den Umständen allemal für sich den möglichsten N 
Vorteil zu ziehen. 
Zunächst galt es überhaupt nur Herr des Landes zu werden. 
Denn Schwarzenberg hatte die kurfürstlichen Truppen dem Kaiser, ^ 
als dein Verbündeten Georg Wilhelms, Treue schwören lassen. 
Der Kurfürst duldete dies Verhältnis nicht und entließ die Re¬ 
gimenter, deren Obersten nicht ausschließlich ihm den Eid leisten v 
wollten; sodann bildete er aus den übrigen ein stehendes Heer; 
es sollte fortan die Hauptstütze des Staates sem'7 "Da' es aber 
vorerst noch klein war, fo schloß er mit den Schweden einen 
Waffenstillstand und wußte den Kaiser (Ferdinand III.) zu be¬ 
schwichtigen, so daß beide ihn in Ruhe ließen, bis er sein Heer 
auf 8000 Manu gebracht hatte. Parteilos, aber bewaffnet, übte 
er nun auf die Friedensverhändlungen, die zwischen Schweden, 
Frankreich und den ihnen verbündeten evangelischen Deutschen 
einerseits, dem Kaiser und den Katholiken andrerseits zu Osna¬ 
brück und Münster in Westfalen begannen, einen merklichen 
Einfluß. Er forderte standhaft, daß die Schweden ihm Pommern 
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