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§ 4. Die Kultur der Ägypter.
sarkophag umschloß. Die so verwahrten Leichen brachte man unter ernsten Trauer¬
feierlichkeiten in eine Grabkammer der allgemeinen Totenstadt, wo sie bis heute ruhen.
3. Kierogtyphenschrift und Wissenschaft. Die Ägypter benutzten seit
alter Zeit eine eigenartige Schrift, welche aus zahlreichen Bilderzeichen zu-
sammengesetzt war und darum (nach griechischer Benennung) Hieroglyphen
d. i. Heilige Zeichenschrift heißt. Sie ist uns erhalten durch reichliche In-
schriften auf Denkmälern, Särgen und Mumienhüllen, namentlich aber auf
Papyrusrollen, welche die Stelle bort Büchern vertraten und gelegentlich den
Fig. 1. Sphinx und Cheopspyramide.
Toten in die Grabkammer mitgegeben wurden. Dieses ihr „Papier" preßten
die Ägypter aus den Häuten einer Wasserpflanze, des dermalen fast ganz
verschwundenen Papyrns.
Neben der (Schriftkunde entwickelten die Priester auch eine Art Rechts¬
wissenschaft und Heilkunde. Insbesondere aber betrieben sie die Astronomie
und die Geometrie, worauf schon das Bedürfnis nach genauen Zeitbestim-
mungen und die Notwendigkeit der alljährlichen Ackervermessung hinführte.
4. Pflege der Künste. Die reich entfaltete Industrie lieferte auf dem
Gebiete des Kunsthandwerks zierliche Hausgeräte, kostbare Webereien, auch
mannigfache Schmucksachen aus Ton, Glas und Edelmetall (davon heutzu¬
tage die größte Sammlung im Louvre zu Paris). Die Bildenden Künste (Bau-
kunst, Bildnerei und Malerei) hat das Volk der Ägypter am allersrüheften zu
einer höheren Vervollkommnung gebracht. Sie verliehen ihren Schöpfungen