Full text: Deutsche Geschichte für Schule und Haus nach den Forderungen der Gegenwart für das Königreich Bayern

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V. Die Zeit der Reformation. 
3. Der Gebrauch der Feuerwaffen rief in der Kriegführung eine 
große Umwandlung hervor. Pulver und Blei verdrängten Schild und 
Lanze. Der tapferste Ritter auf seinem Rosse konnte einer Kugel nicht 
widerstehen. Es ist vorgekommen, daß ein Heer von 18 000 Mann durch 
den geschickten Gebrauch einer Büchse zurückgedrängt wurde. Da 
hielt man das Fußvolk wieder größerer Beachtung wert. Die stärksten 
Mauern und Türme mußten den Kanonenkugeln weichen. Die Ritter¬ 
burgen boten keinen Schutz mehr; sie wurden deshalb verlassen, ver¬ 
fielen und stehen seitdem als Ruinen auf unsern Bergen. Auch den 
Städtern nützten die Mauern allein nichts mehr; sie suchten deshalb 
ihre Befestigungen sicherer und stärker zu machen, indem sie die Mauern 
und Türme mit hohen und breiten Erdwällen umgaben. Breite 
Wassergräben und kleine Vorburgen sollten die feindlichen Geschütze 
möglichst weit von der Stadt halten. 
53. Der erste Ho>,cnrollrr in Drandenlmrg. 
1415. 
1. Zur Zeit des Faustrechts befand sich auch die Mark Branden¬ 
burg in einem traurigen Zustande. Sie war zwar stets vergrößert 
worden, so daß sie sich um Havel und Spree von der Elbe bis zur 
Oder erstreckte. Das Land hatte bisher aber wenig gute Herrscher 
gehabt; es befand sich daher oft in Not und Verwirrung. Am 
schlimmsten wurde es unter dem Kaiser Sigismund. Damals konnten 
die Ritter auch hier das Fehderecht ungestraft üben; die Bürger mußten 
deshalb beständig kriegsbereit sein. Sollte das Land nicht ganz ver¬ 
loren gehen, so mußte ihm ein starker Schirm- und Schutzherr er¬ 
stehen. 
2. In der Person des Burggrafen Friedrich von Nürnberg aus dem 
alten Grafengeschlechte der Zollern erkannte Kaiser Sigismund den rechten 
Mann. Als Friedrich zum erstenmale in die Mark kam, verweigerten ihm 
mehrere Städte und die meisten Ritter die Huldigung. Allein der neue 
Landeshauptmann ließ sich nicht beirren. Mit vier Heeren rückte er vor 
die Burgen der Raubritter, die übermütig gesagt hatten: „Und wenn es 
die ganze Nacht Burggrafen regnet, so sollen sie dennoch in der Mark 
nicht aufkommen". Friedrich führte eine gewaltige Büchse, die faule 
Grete, mit sich, und wo die schweren Kugeln derselben gegen die Mauern 
prasselten, da war kein langer Widerstand möglich. Die Herren 
mußten sich vor dem Nürnberger Tand, wie sie den Burggrafen spöttisch 
genannt hatten, doch demütigen. Danach versammelte Friedrich die 
geistlichen und weltlichen Herren, die Mannen und Städte der Mark, 
um Gericht zu halten. Den Schuldigen wurden alle ihre Lehen ge¬ 
nommen, und es wurde ein Landfriedensgesetz erlassen, nach dem jede 
Selbsthilfe streng untersagt war und jedermann gehalten sein sollte, 
sein Recht bei den bestellten Gerichten zu suchen.
	        
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