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hält aber den königlichen Titel auf Lebenszeit. Er liefert
alle Ueberlaufer und Verräther und namentlich den Jo¬
hann Neinhold Patkul, auch die in Sachsen ste¬
henden russischen Soldaten aus. Er verstattet den
Schweden Winterquartierein Sachsen, auch Erhebung
des Soldes und Unterhalts. König August war bei dem
Abschlüsse dieses Friedens noch bei den Russen, denen er
nichts davon wissen lassen durfte. Er leugnete also den
Frieden öffentlich ab, bis er am 15. December selbst wieder
in Dresden erschien; die beiden Unterhändler ließ er aber,
da sie ihre Vollmachten überschritten haben sollten, zur
Verantwortung ziehen und bestrafen, doch blieb der Friede
aufrecht erhalten.
Nach dem geschlossenen ' Frieden wurden die Kriegsla¬
sten in Sachsen, das bis dahin schon so schrecklich ge¬
litten hatte, doppelt fühlbar. Der König von Schwe¬
den forderte zur Unterhaltung seines Heeres 625,ooo Tha-
ler, oder nach Abzug der Getreide- und Futterlieferungen,
4 Million Thaler monatlich. Die Stande wollten verge¬
bens Etwas abhandeln, der König ließ selbst einen Steuer¬
anschlag machen, der noch 200,000 Thaler mehr betrug.
Das schwedische Heer wurde auf sächsische Kosten
neu gekleidet, Leipzig allein mußte namentlich 70,000
Thlr. zahlen, und nach einer spätem Berechnung hat der
Aufenthalt der Schweden in Sachsen diesem Lande
23 Millionen Thaler gekostet. Erst am 15. Juli 1707
brach Stanislaw mit seinen Polen, am 11. Septbr.
Karl XII. mit seinen Schweden auf. Sein Herr war
bei dem Einrücken in Sachsen mit den Polen 22,000
Mann stark gewesen, 34,000 Mann nahm er mit hinaus,
die Ueberzahl hatte auch Sachsen hergeben müssen.
Vergebens hatte nach diesen schweren Anstrengungen Sach¬
sen gehofft, daß sein Landesherr nun diese schrecklichen
Wunden, die sein Ehrgeiz dem Lande geschlagen, zu heilen
suchen würde, statt dessen sandte er i. I. 1708 dem Kai¬
ser 9000 Mann unter Schulenburg nach den Nie¬
derlanden, und begab sich selbst dahin. Als er zu Ende
des Jahres wieder zurückkehrte, erhielt er einen Besuch
vom König Friedrich IV. von Dänemark, beide Mo¬
narchen besuchten den König Friedrich I. von Preußen
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