138 64. Von Gustav Adolfs Tode bis zum Westfälischen Frieden.
zog dahin und verschanzte sich ihm gegenüber. So lagen sie hier
11 Wochen, ohne daß es zur Schlacht kam. Ein Sturm der Schweden
mißlang, und unmutig zog endlich Gustav Adolf nach Süden ab. Nun
brach auch Wallenstein auf und zwar nach Norden in Sachsen hinein.
Ihm folgte Gustav Adolf und lagerte sich bei Lützen (südlich von
Merseburg). Hier sollte sich das Gewitter, welches sich bei Nürnberg
wieder zerteilt hatte, furchtbar entladen.
7. Schlacht bei Lützen; Gustav Adolfs Tod (1632). In dichtem
Nebel stellte Gustav Adolf am Morgen des 16. November seine Truppen
auf; dann sang das ganze Heer zum Klange der Trompeten das Lied:
„Verzage nicht, du Häuflein klein." Gegen 11 Uhr wich der Nebel,
und man erblickte den Feind. Er lag hinter einer Landstraße, aus
deren vertieften Gräben drohend die Kanonenschlünde hervorschauten.
Da betete König Gustav: „Herr Jesu, hilf mir heute streiten zu deines
Namens Ehre!" Dann ries er, seinen Degen schwingend: „Vorwärts!"
War aber der Kampf bei Breitenfeld blutig gewesen, dieser war es noch
viel mehr. Das Wallensteinsche Geschütz spie Feuer und Verderben
auf die anstürmenden Schweden; doch über die Leichen ihrer Brüder
erreichen die Nachrückenden die Landstraße. Nun schwankt der mörderische
Kamps. Mit seinem rechten Flügel bringt Gustav den Feind zum
Weichen; dann sprengt er dem bedrängten linken Flügel zur Hilfe.
Unterwegs gerät er zu nahe an den Feind; eine Kugel zerschmettert
ihm den linken Arm; gleich darauf durchbohrt ihm eine zweite
den Rücken. Mit dem Seufzer: „Mein Gott, mein Gott!" sinkt der
Held vom Pferde. Wiehernd rennt sein mit Blut überströmtes Roß
durch die Reihen der Schweden. Gustavs Feldherr Bernhard von
Weimar feuert die Soldaten an, den Tod des Königs zu rächen; da
stürzen sie sich wie grimmige Löwen auf die Kaiserlichen und bringen
sie überall zum Weichen. Zwar erscheint plötzlich noch Wallensteins
kühner Reitergeneral Pappen heim mit acht frischen Reiterregimentern
auf dem Kampfplatze; doch bald streckt ihn eine Kugel nieder, und nun
werden auch seine Truppen mit fortgerissen zur Flucht. Wallenstein war
geschlagen; aber der Retter der deutschen Glaubensfreiheit war gefallen.
Erst am folgenden Tage fanden die Schweden ihres Königs Leiche; der
„Schwedenstein" bezeichnet noch heute die Stelle, wo sie gelegen hat. Die
königliche Leiche wurde nach Stockholm gebracht. — Der Name des Helden
lebt in der Gustav Adolsstiftung fort, die von den Evangelischen 1832
zur Unterstützung zerstreut wohnender Glaubensgenossen gegründet wurde.
64. Von Gustav Ädolfs Todebis ?um Westfälischen Frieden.
1. Verdächtige Haltung Wallensteins. Nach Gustav Adolfs
Tode übernahm sein Kanzler Oxenstierna die Leitung des Krieges
in Deutschland, Bernhard von Weimar aber den Oberbefehl über
das Heer. So geschickt nun auch beide Männer waren, so fehlte doch
Gustavs Geist und Ansehen. Die evangelischen Fürsten wollten sich
von Oxenstierna, die schwedischen Generäle von Bernhard von Weimar