Full text: Kaisers Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte

318 18. Perikles. Athens Blüte. 
Die hervorragendsten Kunstwerke fanden sich auf der Akropolis, 
einem steilen Hügel im nördlichen Teile der Stadt, vereinigt. Der 
Gipfel der Akropolis war von einer Mauer umgeben und hieß die 
Burg. Eine breite Marmortreppe führte aus der Stadt zu ihr hinauf. 
Den Eingang zur Burg bildeten die Propyläen, ein prachtvolles, 
marmornes Säulentor mit fünf hohen Durchgängen. Oben hatte man 
eine entzückende Aussicht auf die Stadt und den Hafen, auf das blaue 
Meer mit feinen Schiffen, auf die prangenden Inseln und die fernen 
Berge des Peloponnes. Auf diesem herrlichen Platze stand der Parthenon, 
ein der Pallas Athene geweihter Marmortempel. Eine geräumige, von 
58 Marmorsäulen getragene Halle umgab dieses bewunderungswürdige 
Bauwerk. Kunstvolle Malereien schmückten die Säulenhalle, unübertreff¬ 
liche Bildhauerarbeiten zierten die dreieckigen Giebelfelder des Pracht¬ 
gebäudes. Im Innern des Tempels befand sich das 12 m hohe Stand¬ 
bild der Pallas, von der Meisterhand des Phidias aus Gold und Elfen- 
bein gefertigt. Zwischen dem Parthenon und den Propyläen erhob sich 
im Freien ein noch mächtigeres Standbild der Pallas Athene, welches 
aus dem Erz der marathonischen Beute gegossen war. Die Göttin stand 
da mit erhobenem Schild und geschwungener Lanze als Vorkämpferin 
in der Schlacht. Schon am Vorgebirge Sunium sah der athenische 
Schiffer froh der Schutzgöttin Helm und Lanze blitzen. 
4. Künstler. Um die Stadt mit Kunstwerken auszuschmücken, 
fehlte es in dem kunstsinnigen Athen nicht an geschickten Künstlern. Vor 
allem ist Phidias, der berühmteste aller griechischen Bildhauer, zu nennen. 
Manches Meisterwerk schuf seine Hand zur Zierde seiner Vaterstadt. 
Die edelste Perle unter seinen Werken erhielt indes nicht Athen, sondern 
der Zeustempel in Olympia; es war eine 12 m hohe, aus Gold und 
Elfenbein gefertigte Bildsäule des Zeus. Das Antlitz dieser Statue soll 
einen so wunderbaren Ausdruck von Macht und Milde getragen haben, 
daß die Alten sagten, sein Anblick mache alles Erdenleid vergessen. Sie 
rechneten auch dieses Kunstwerk unter die sieben Weltwunder. Den 
unvergleichlichen Meister haben die Athener zuletzt unschuldig im Kerker 
sterben lassen. Zu den vorzüglichsten Malern gehörten Zeuxis und 
Parrhasius. Diese stellten einst einen Wettkampf an. Zeuxis malte 
einen Korb mit Weintrauben so natürlich, daß die Vögel herzuflogen, 
um danach zu picken. Parrhasius aber malte über diesen Korb einen 
Schleier so täuschend, daß Zeuxis, als er wiederkam, ihn wegziehen 
wollte. Da lachte Parrhasius: er hatte gesiegt. Denn Zeuxis hatte 
wohl Vögel getäuscht, er aber den Zeuxis selber. Wie die bildende 
Kunst, so erreichte auch die griechische Dichtung die höchste Blüte im 
Zeitalter des Perikles. Athener waren die drei größten Tragödiendichter 
des Altertums: Aschylus, Sophokles und Euripides.
	        
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