43. Konstantin der Große. Julian der Abtrünnige. 367
Konstantin, der in der Geschichte den Beinamen „der Große" er.
kalten hat Er regierte über Gallien, Britannien und Spanren und
war den Christen freundlich gesinnt. Der andere Kaiser des Westens
war der wüste Maxentius in Rom, ein arger Fernd des christlichen
Glaubens. Zwischen beiden so ungleichen Männern kam es zum
Kriege. Konstantin zog an der Spitze eines Heeres nach galten;
aber ihm bangte doch vor dem Ausgange; denn fern Gegner war
viermal so stark, als er. „Wie," dachte er da, „wenn ich mtch dem
Christenaotte ergäbe, den mein Vater tierehrte und dem mente fromme
Mutter Helena mit solcher Inbrunst dient?" Als er nun eines Nach-
mittags mit dem Heere dahinzog, schrie er im Herzen zu Gott Da —
so erzählt Eusebius, der es aus des Kaisers eigenem Munde gehört
haben will — erblickte er am Himmel über der Sonne etn strahlendes
Kreuz mit der Inschrift: „In diesem wirst du siegen (m hoc
vinces) 1" Dazu erschien ihm in der folgenden Nacht der Herr Christus
im Traum und befahl ihm, das Kreuz zu seinem Panier zu machen
und getrost in den Kampf zu ziehen. Konstantin folgte der himmlischen
Weisung und errang am Tiber einen entscheidenden Sieg (312).
Maxentius selbst ertrank im Tiber. Konstantin gebot jetzt über den
ganzen Westen des Reichs, während der Osten zwei Mitkaisern gehorchte.
Auch diese besiegte er später und wurde so Alleinherrscher des
weiten römischen Reichs. Sogleich erhob er das Christentum zur
Staatsreligion und machte die lange unterdrückte Kirche zur
herrschenden (324).
2 Ehre nach der Schmach. Wie fröhlich Hoben die Christen nach
der 300 jährigen Leidenszeit jetzt ihr Haupt empor! In allen Städten
erhoben sich nun prächtige Kirchen; der Sonntag wurde tm ganzen
Reiche gefeiert. Der Kaiser ehrte die Christen und fragte ihre Bischöfe
gern um Rat. Er beschränkte die Fechterspiele und begünstigte die
Freilassung der Sklaven. Kein Verbrecher durfte hinfort mehr ine Strafe
ber Kreuzigung erleiden, und das Kreuz, früher ein Bild der Schmach,
prangt seitdem als heiligstes Zeichen auf den Altären, den Türmen, den
Kronen der Könige. Keiner war glücklicher, als Konstantins Mutter
Helena. Sie wallfahrtete selbst nach dem heiligen Lande, suchte die
Stätte des heiligen Grabes wieder auf und baute dort eine Pracht-
volle Kirche. Auch die Geburtsstätte des Herrn in Bethlehem und
bie Spitze des Ölbergs schmückte sie mit Gotteshäusern.
3. Verlegung der Residenz. Die Heiden aber grollten. Besonders
in Rom selbst hielt man noch fest am Götzendienst. Dies war einer
ber ®rünbe, weshalb Konstantin feine Resibenz von Rom weg nach
bem Osten zu tierlegen beschloß. Auch beburfte bas Reich bort am
meisten bes Schutzes gegen feinbliche Nachbarvölker. Mit glücklichem
Blicke wählte er zu feiner neuen Hauptstabt bas herrlich gelegene
Byzanz, welches nun nach ihm Konstantinopel, b. h. Konstantins»
stobt, genannt würbe. Balb prangte ber neue Herrschersitz im Schmucke
ber neuerbauten Kirchen unb Paläste nnb ber aus aller Welt dahin
geführten Kunstwerke in einem Glanze, der fast das alte Rom in den.
Schatten stellte.