Full text: [Hauptbd.] ([Hauptbd.])

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wohnern hatten nur 5000 das Leben gerettet. Tilly berichtete- 
an den Kaiser: „Seit Jerusalems und Trojas Zerstörung ist fein 
solcher Sieg gesehen worden". Magdeburgs Schicksal verbreitete bei 
allen Evangelischen Schrecken und Bestürzung. Alle Zauderer schloffen 
sich jetzt dem Schwedenkönig an, der schon nach wenigen Monaten in 
der Nähe von Leipzig Tillys Scharen besiegte und zerstreute. 
Z. Nun stand dem König der Weg nach Süddeutschland offen. 
Er zog znm Rhein, nahm Mainz, dann Nürnberg, überschritt den 
Lech, wo Tilly tödlich verwundet wurde, und hielt seinen Einzug in 
München, ohne jedoch das Schicksal Magdeburgs an dieser Stadt zu 
vergelten. Selbst in Wien zitterte man vor dem Schneekönig, der 
nicht geschmolzen war im Süden, wie der Kaiser spottweise gemeint 
hatte. Da wandte sich der Kaiser in seiner Not an Wallenstein, den 
er vor Jahresfrist abgesetzt hatte. Der Gekränkte übernahm aber 
erst dann den Oberbefehl, als der Kaiser ihm die unbeschränkte Voll¬ 
macht über das Heer eingeräumt und versprochen hatte, ihm ein 
Reichsfürstentum zu geben. Innerhalb dreier Monate wollte Wallenstein 
ein Heer ins Feld stellen. Er hielt Wort. Kaum rührte sich seine 
Werbetrommel, so strömte aus jenen Banden eine Armee zusammen, 
die längst kein anderes Gewerbe mehr kannten, als den Krieg und die 
nur Wallenstein zu führen vermochte. Bei Nürnberg trafen sich die 
feindlichen Heere; eine Entscheidung wurde jedoch nicht herbeigeführt. 
Da führte Wallenstein sein Heer ins Kurfürstentum Sachsen. Gustav 
Adolf eilte ihm nach und faßte ihn bei Lützen. Hier sollte die 
Entscheidung fallen. 
4. Es war in der Frühe des 16. November 1632, als beide 
Heere erwartungsvoll einander gegenüber standen. Ein dichter Nebel 
bedeckte das Gefilde. Die Schweden sangen zum Schall der Pauken, 
und Trompeten: 
„Verzage nicht, du Häuflein klein, 
Obwohl die Feinde willens sein, 
Dich gänzlich zu verstören 
Und suchen deinen Untergang, 
Davon bir wird recht angst und bang, 
Es wird nicht lange währen". 
Nachdem die Sonne den Nebel vertrieben, schwingt sich der König 
nach kurzem Gebet auf sein Roß uud ruft: „Herr, hilf mir streiten 
zu deines Namens Ehre"! Die Schweden dringen vor, feindliche 
Massen ziehen sich zurück, Geschütz wird erbeutet. Da kommt die 
Kunde: „Der zechte. Flügel weicht zurück"! Der König setzt sich an 
die Spitze seiner tapferen Reiter und jagt an den bedrängten Ort. 
Er wagt sich zu weit vor und erhält einen Schuß in den Arm. Ein 
zweiter Schuß durchbohrt seinen Rücken; er fällt entseelt vom Pferde. 
Das Roß ohne Reiter verkündet den Tod des Königs. Den wollen 
die Schweden rächen, und mit namenloser Erbitterung greifen sie auf 
allen Punkten an. Dem Wallenstein zerfetzt ein dichter Kugelregen 
Hut und Mantel. Er weicht zurück nach Böhmen, wo er ein furcht¬ 
bares Strafgericht über das geschlagene Heer hält. Gustav Adolfs
	        
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