Full text: Altertum und Mittelalter (1)

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V. Der Westen, Norden und Osten 
(Europas, 
§ 62, Spanien und Portugal. Wir haben gesehen, wie 
die Araber nach der siegreichen Schlacht bei Leres de la Fron- 711 
tera binnen wenigen Jahren das spanische Land bis an den 
Fuß der Pyrenäen eroberten, bei ihrem Vordringen in Frank¬ 
reich aber durch Karl Märtel zwischen Tours und Poitiers 
entscheidend aufs Haupt geschlagen nnd schließlich durch dessen 
Sohn Pipiu den Kurzen völlig von dem Boden des alten 
Gallien vertrieben wurden. Um dieselbe Zeit, da sich das letzt¬ 
erwähnte Ereignis vollzog, traf der flüchtige Abderrahman, 
ein Glied des zu Damaskus gestürzten Kalifengeschlechtes der 
Omejjaden, in der Halbinsel ein, stellte sich an die Spitze 
der dortigen Anhänger seines Hauses und gründete nach kurzen 
Kämpfen mit den Gegnern das selbständige Kalifat von Cor- 756 
do va. Gegen das Ende der Regierung dieses Herrschers unter¬ 
nahm Karl der Große seinen berühmten Feldzug über die Pyre¬ 
näen, durch welchen er den Moslemin vorübergehend jene Ge¬ 
biete entriß, die sein Sohn Ludwig zwei Jahrzehnte später 
unter dem Namen der „spanischen Mark" dauernd mit dem 
Frankenreiche verband. Zugleich begannen die nach den astu- 
rischeu und cantabrischen Bergen geflüchteten Westgoten immer 
kühner und nachdrücklicher den Kamps wider die fremden Ein¬ 
dringlinge, denen sie unter steten Vorstößen ein Stück ihres 
verlorenen Heimatlandes nach dem anderen abzuringen suchten. 
Mehr Schwierigkeiten noch wurden Abderrahman und seinen 
Nachfolgern durch die fortwährenden inneren Unruhen, Ver¬ 
schwörungen und Aufstände bereitet, welche die Grundfesten des 
Reichs zu erschüttern und das Herrscherhaus dem Untergange 
entgegenzuführen drohten. Doch die Omejjaden, meist kluge 
und entschlossene Staatsmänner und Feldherren, zeigten sich 
den mancherlei Gefahren in jeder Hinsicht gewachsen, ja sie 
verstanden es, trotz der vielen kriegerischen Wirren Spanien zu 
einer Blüte zu verhelfen, die namentlich im 10. Jahrhundert 
unter Ab d errahm an III und Ha kein II eine staunenswerte 
Höhe erreichte. Gewerbe, Ackerbau und Viehzucht erfreuten sich 
der emsigsten Pflege, bevölkerte Städte, blühende Dörfer und 
Meierhöfe, gutbestellte Fruchtfelder und Obstgärten bekundeten 
den allgemeinsten Wohlstand, und ein lebhafter Handel mit den 
Erzeugnissen der Natur und Industrie, mit Öl, Zuckerrohr, 
Südfrüchten, Wolle, Seide, Waffen n. dgl., mehrte fort und 
fort den Reichtum. Die Ufer des Guadalquivir waren mit
	        
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