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Europa eine ungeheure Aufregung hervor; denn das wies aus einen Krieg 
Frankreichs gegen Österreich hin. Napoleon hatte nämlich dem König 
Viktor Emanuel von Sardinien Hilfe versprochen, um Oberitalien, das die 
Österreicher besaßen, unter sein Haus zu bringen. Mit Frankreichs Hilfe 
wurden die Österreicher bei Magenta und Solserino 1859 besiegt; sie 
mußten die Lombardei an Sardinien überlassen, während Savoyen und 
Nizza an Frankreich kamen. Schon längst hatte man in Italien daran 
gearbeitet, das Land von der österreichischen Fremdherrschaft und der Zer¬ 
splitterung in viele kleinere Staaten zu befreien. Im Frühjahr 1860 gelang 
es dem Minister Viktor Emanuels, Cavour, verschiedene kleinere Staaten 
Italiens durch Volksabstimmung zum Anschluß an seinen König zu be¬ 
wegen, während der König von Neapel und Sizilien durch die Freischareu 
Garibaldis gestürzt wurde. Viktor Emanuel nahm 1861 den Titel „König 
von Italien" an und verlegte seinen Sitz einstweilen nach Florenz. 
§ 52. König Wikyetm 1., 1861—1888 (s. Abbild. 21). 
„Gott mit uns." 
1. König Wilhelms I. Lebensgeschichte bis zur Thronbesteigung. 
a) Prinz Wilhelm von Preußen war am 22. März 1797 in Berlin geboren. 
„Es ist" — so schildert die Mutter den Sechsjährigen — „ein sehr kluges, 
komisches Kind, possierlich und witzig, dabei über alle Maßen lebhaft, oft 
unbändig, aber sehr gescheit und hat ein gutes Herz. Er verspricht viel 
und wird meine heißen Gebete nicht unerfüllt lassen." An dem Zwölf¬ 
jährigen fällt der Königin Luise auf, wie sehr er im Äußeren seinem Vater, 
König Friedrich Wilhelm III., ähnele, aber sie bemerkt auch wohl, daß er, 
„wie sein Vater, einfach, bieder und verständig" zu werden verspreche. 
Frühzeitig zeigte sich bei dem Prinzen die Vorliebe für den Soldaten¬ 
stand. Er erhielt sogar noch vor seinem zehnten Geburtstage den Soldaten¬ 
rock. „Da an Deinem Geburtstage," erklärte ihm sein Vater am Neu¬ 
jahrstage 1807, „vielleicht keine Gelegenheit sein wird, Dich ordentlich 
einzukleiden, so ernenne ich Dich schon heute zum Offizier; hier liegt Deine 
Uniform." Wegen seiner schwächlichen Gesundheit durfte Prinz Wilhelm 
erst nach der Schlacht bei Leipzig an den Freiheitskriegen teilnehmen. In 
der Schlacht bei Bar für Aube 1814 erwarb er sich das Eiserue Kreuz. Da 
Prinz Wilhelm als zweiter Sohn des Königs nach menschlicher Voraus¬ 
sicht für den Thron nicht in Betracht kam, konnte er sich seiner Neigung 
gemäß zunächst ganz dem Heeresdienste widmen. Mit dem größten Eifer 
widmete er sich der Erfüllung seiner militärischen Pflichten. Schon 1817 
war er Oberst und 1825 kommandierender General. Am 11. Jnni 1829 
vermählte er sich mit ber Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar, die ihm 
sein ganzes langes unb wechselvolles Leben htnburch zur Seite stehen sollte. 
b) Bei ber Thronbesteigung seines Brubers, bes Königs Friebrich 
Wilhelm IV., würbe Prinz Wilhelm, jetzt Prinz von Preußen, sein voraus-
	        
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