— 134 —
§ 54. |)er Deutsche Krieg 1866.
1. Der Vertrag zu Gastein. Es entstand nun die große Frage, was
mit den von Dänemark abgetrennten deutschen Ländern werden sollte. Für
Österreich hatten sie, weil sie von seinem Hauptlande zu weit abgelegen
waren, wenig Wert, es wünschte aber nicht, daß Preußen sie ohne irgend¬
welche Entschädigung sich einverleibe, deshalb war es geneigt, den Erb¬
prinzen Friedrich von Schleswig -Holstein- Sonderburg -Augusteuburg als
Herzog einzusetzen. Die preußische Regierung war nicht abgeneigt, ihn als
Herzog anzuerkennen, wenn er sich hätte bereit finden lassen, zum mindesten
seine Truppen unter den Oberbefehl des Königs von Preußen zu stellen.
Darauf wollte er nicht eingehen. Damit war sein und Schleswig-
Holsteins Schicksal entschieden. Schon drohte der Krieg zwischen Preußen
und Österreich auszubrechen. König Wilhelm jedoch wollte keinen Bruder¬
krieg mit Österreich führen, und da auch Österreich jetzt zu einem Kampfe
nicht bereit war, schlossen die beiden Großmächte im August 1865 zu
Gastein einen Vertrag. Nach demselben trat Kaiser Franz Joseph seine
Rechte auf Lauenburg gegen eine Geldentschädigung an Preußen ab.
Preußen sollte Schleswig und den Kieler Hafen in Verwaltung nehmen,
Österreich dagegen Holstein, bis man sich über die endgültige Lösung der
Herrschaftsfrage gegenseitig verständigt hätte. Trotz dieses Überein¬
kommens verschärfte sich der Gegensatz zwischen den beiden Großmächten
immer mehr.
2. Die Ursache zum Kriege. Nach wie vor begünstigte Österreich
die Bewegung in den Elbherzogtümern für den Augusteuburger. Als
Preußen hiergegen Einspruch erhob, brachte Österreich die Entscheidung
über die Zukunft dieses Ländergebietes vor den Bundestag. Preußen er¬
klärte diesen Schritt als eine Verletzung des Gasteiner Vertrages. Es
beauftragte seinen Statthalter in Schleswig, General von Manteuffel,
in Holstein einzurücken. Darauf verließ der österreichische Statthalter,
General von der Gablenz, das Land und ging nach Österreich zurück.
Dieses beantragte jetzt am Bundestage die Mobilmachung der Bundes¬
truppen gegen Preußen. Als die Mehrheit den Antrag angenommen, gab
der preußische Gesandte die Erklärung ab, daß nunmehr der Deutsche Bund
für aufgelöst zu betrachten sei. Damit war der Krieg ausgebrochen.
3. Die kämpfenden Parteien. Jetzt mußten die Waffen entscheiden,
ob Habsburg oder Hoheuzollern in Zukunft die Führung in Deutschland
haben sollte. Ganz Deutschland spaltete sich in zwei Heerlager. Preußen
hatte schon im April 1866 ein Bündnis mit Italien abgeschlossen, außerdem
standen auf feiner Seite die kleinen Staaten Mittel- und Norddeutschlands
mit Ausnahme von Sachsen-Meiningen, Nassau und Reuß ä. L., dagegen
hielten die größeren Bundesstaaten sämtlich zu Österreich, sogar der Gro߬
herzog Friedrich von Baden, KönigMilhelms Schwiegersohn, sah sich zum