Sie wählte die Geronten und die anderen Beamten und beschloß über 
Krieg und Frieden, Staatsverträge und neue Geseke. Nicht nach Köpfen 
sondern nur durch bejahenden oder verneinenden Zuruf faßte sie ihre 
Beschlüsse. Aus Ephoren und Mitgliedern des Rats wurde der Staats¬ 
gerichtshof gebildet. Das ganze Leben in Sparta, soweit es durch 
Lykurgs Gesetzgebung geregelt wurde, bezweckte die Ausbildung und 
Erhaltung kriegerischer Tüchtigkeit. Nur in Sparta konnte der freie 
Spartaner sich wohl fühlen; nirgends außerhalb seines Landes fand er 
die eigentümlichen Verhältnisse der Heimat. 
Der Grundbesitz der Spartaner ward in 9000 gleiche Teile 
geteilt. so daß jeder Spartaner einen Teil erhielt, der ihn und seine 
Familie ernähren konnte. Als Lykurg einst zur Zeit der Ernte durchs 
Feld ging und sah, wie die Getreidehausen in gleichen Reihen standen 
sagte er lächelnd: „Ganz Lakonien scheint vielen Brüdern zu gehören 
die eben erst geteilt haben." Diese Gütergleichheit war eine uralte, aber 
in Verfall geratene Einrichtung der Dorier, die nach ihrer Sitte bei 
jeder Eroberung den Grund und Boden zu gleichen Losen unter sich 
teilten. — G o l d - und S i l b e r m ü n z e n wurden abgeschafft und eiserne 
eingeführt. Diese waren außerhalb Spartas wertlos', dazu so groß und 
schwer, daß man für 600 Mark eine besondere Niederlage und zum 
Fortschaffen derselben ein Zweigespann haben mußte. Durch diese Ma߬ 
regel wurden zwar Künste und Handel gänzlich gelähmt; aber Diebstahl, 
Raub, Bestechung, Geiz kannte man dafür in Sparta auch nicht; es 
kamen weder fremde Kaufleute mit ihren Luxuswaren, noch Gaukler 
und Wahrsager dahin, und so wurde den Spartanern ihre alte Einfach¬ 
heit erhalten. Alle Bequemlichkeiten, jeder Schmuck war verboten; es 
war kein Unterschied zwischen Arm und Reich. Beim Bauen des 
HauseS durste am Dach nur die Axt, bei den Thüren nur die Säge 
angewendet werden, und in solchem Einfachen Hause gab es natürlich 
keine prächtigen und kostbaren Geräte. Als ein spartanischer König 
einst in Korinth in einem reichen Hause speiste und die Decke des Saales 
aufs prächtigste getäfelt war, fragte er seinen Gastfreund: „Wächst denn 
bei euch das Holz viereckig?" 
Der freie Spartaner lernte weder ein Handwerk, noch arbeitete er 
selbst auf dem Acker; jenes thaten die Periöken, zu diesem wurden die 
Heloten gezwungen. Während des Friedens verbrachte er den größten 
Teil des Tages auf den Turn- und Exerzierplätzen, wo er entweder 
selbst mit den Altersgenossen sich übte, oder den Jüngeren zusah; oder 
er fand sich in den Derfammlungshallen mit den Freunden zu geselliger 
Unterhaltung zusammen, beaufsichtigte seine Sklaven bei der Acker¬ 
wirtschaft, besorgte seine Tauschgeschäfte auf dem Markte, oder ging auf 
die Jagd. Täglich nahm jeder Spartaner ein Bad im Eurotas. 
Alle Spartaner, welche das 20. Jahr erreicht hatten, trafen sich täglich 
bei den gemeinsamen Mahlzeiten. Es war keinem gestattet, zu fehlen 
oder sich vorher zu Haufe sattzuessen. Nur wer von einem Opfer oder 
einer Jagd spät zurückkehrte, durfte zu Hause essen. Als einst ein spar¬ 
tanischer König von einem Feldzuge heimkehrte, wollte er gern zu Hause 
speisen und sich daher sein Teil holen lassen; aber die Vorsteher bei den
	        
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