Alexander der Große. 173 
Satrap von Baktrien, Bessus, stand. Als man Darms nicht zur 
Niederlegung der Königswürde bewegen konnte, wurde er bei einem 
parthischen Dorfe in Ketten gelegt, und seitdem führten ihn die Ver¬ 
schworenen in seinem eigenen Wagen gefangen mit sich. Aber bald folgte 
ihnen strafend Alexander. Acht Tage, nachdem Darius Ekbataua ver¬ 
lassen, zog Alexander hier ein. Die im ganzen Lande gefundenen Schätze 
ließ er an diesem festen Punkte zurück, bewacht von einem Schatzmeister 
und einer Besatzung von 7000 Mann unter Parmenio. Dann machte 
er sich auf zur Verfolgung der Verräter. Nach einem Nachtmarsche kam 
er gegen Mittag in das Dorf, in welchem die Verschworenen am Tage 
vorher gerastet hatten; er erfuhr, daß der nächste Weg zur Verfolgung 
durch eine öde Wüste führe. Aber nichts hielt ihn ab: mit den besten 
Truppen legte er in der Nacht 400 Stadien zurück, bis er am Morgen 
die feindliche Karawane erblickte. 
Als Bessus merkte, daß er mit Darius nicht rasch fliehen könne, 
versetzte er demselben mehrere Dolchstiche und ließ ihn hülslos liegen. 
So fanden ihn Alexanders Reiter, mit Blut und Staub bedeckt. Er 
bat sie um einen Trunk Wasser. Ein Macedonier brachte ihm etwas 
in seinem Helme. Erquickt sprach der Unglückliche: „Freund, das ist 
das größte meiner Leiden, daß ich dir deine Wohlthat nicht einmal 
vergelten kann. Aber Alexander wird sie dir vergelten, ihm reiche ich 
durch dich die Hand. Ich hoffe, die Götter werden ihn für die Großmut 
belohnen, die er meiner Mutter, meiner Gemahlin und meinen Kindern 
bewiesen hat." Mit diesen Worten verschied er. In demselben Augen¬ 
blicke kam Alexander herangesprengt. Er war sehr bewegt bei betn 
Anblicke der Leiche des Mannes, den er, ohne ihn zu hassen, so eifrig 
verfolgte, den er so unglücklich gemacht, ohne es zu wollen. Er breitete 
seinen Mantel über den Leichnam und ließ ihn in dem königlichen Be¬ 
gräbnisse zu Persepolis mit großer Pracht beisetzen. 
d. Sicherung des Gewonnenen. Nach orientalischer Anschauung 
war Alexander als Besieger des Darius auch dessen natürlicher Erbe. 
Im Heröst und Winter 330—29 unterwarf er die Provinzen Dran- 
giana, Gedrofien, Arachofien, die Landschaften am Paro- 
panisns. Am Hindukusch gründete er eine Alexanderstadt, in der 
7000 Kolonisten fern in Asien griechisches Leben begründeten. Den 
Bessus zu ergreifen, ging Alexander über den Oxus, den tiefsten und 
reißendsten der Ströme, die er bis dahin überschritten. Jenseit desselben 
überraschten seine Krieger den Mörder, der an den König abgeliefert und 
dann nach Baktra gebracht wurde. Nach persischem Recht wurden ihm, 
als einem doppelten Verräter, Nase und Ohren abgeschnitten; dann 
übergab man ihn dem Henker. Der letzte Erfolg des Königs in diesen 
Gegenden war die Einnahme einer der stärksten Burgen, „der Fels von 
Soadiana" genannt. Die Belagerten spotteten, daß die Einnahme nur 
geflügelten Kriegern möglich fei; dennoch wurde die Feste gewonnen. 
Unter den Gefangenen befand sich auch Rorane, eine Gastrische Fürsten¬ 
tochter , die „Perle des Morgenlandes", die Alexander zu feiner Gattin 
erkor. Um eine größere Annäherung zwischen Macedoniern und Persern
	        
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