Mexander der Große. 115
die größte Tapferkeit, so daß die Macedonier größere Verluste hatten,
als je vorher. Dennoch unterlag Porus. Von Wunden erschöpft, fiel
er in Aleranders Hände. „Wie willst du behandelt sein?" fragte er ihn.
— „Königlich." — „Erbittest du dir sonst nichts von mir?" fragte
Alexander weiter. „In dem Worte königlich liegt alles," war die
Antwort. — Alexander gab ihm nicht nur sein Land zurück, sondern
schenkte ihm noch neue Besitzungen dazu.
Um diese Zeit starb auch Bucephalus an einer erhaltenen Wunde.
Alexander nannte eine am Hydaspes neugegründete Stadt nach ihm
Bucephalo. Dann zog er weiter an den Hyphäsis und wollte
auch diesen überschreiten; da wurden seine Macedonier unmutig. Sie
sehnten sich nach der Heimat, von der sie über 600 Meilen entfernt
waren; sie waren es müde, sich von einem Volke auf das andere hetzen
zu lassen, nur um Alexanders Ruhmsucht zu frönen. Alexander suchte
sie zu ermutigen. Vergebens! Da rief er ihnen erzürnt zu: „Ich ziehe
weiter; wer mir nicht folgen will, kehre um und erzähle daheim, daß
er seinen König verlassen habe!" Dann verschloß er sich drei Tage in
seinem Zelte. Aber das Heer änderte seinen Entschluß nicht; Alexander
mußte umkehren, und die Soldaten rühmten sich: „Er, der die ganze
Welt überwunden, vermochte unsern Bitten nicht zu widerstehen." An
dem Punkte, wo er umkehrte, ließ er als Siegesdenkmal 12 turmhohe
Altäre errichten. Der größte Teil des Heeres schiffte sich auf dem
Indus ein und kehrte unter Nearch, dem Führer der Flotte, zu
Wasser nach Babylon zurück. Alexander mit dem übrigen Teile des
Heeres wählte den beschwerlicheren Weg durch die brennend heißen
Wüsten von Gedrosien. Dieser sechzigtägige Rückzug kostete schwerere
Opfer an Menschen und Tieren, als der zweijährige Kampf in Indien.
In einer Wüste litt das Heer einstmals heftigen Durst. Endlich hatte
ein Soldat etwas Wasser aufgefunden und brachte es dem Könige in
einem Helme. Er nahm es; als er aber seine Krieger ebenfalls'nach
Wasser lechzen sah, goß er es aus und sprach: „Ich will nicht trinken,
wenn ihr dursten müßt." Da riefen die Soldaten voll Verwunderung
über die Enthaltsamkeit ihres Königs: „Wir sind nicht müde und nicht
durstig, ja auch nicht sterblich, so lange ein solcher König uns führt."
In Babylon trafen Heer und Flotte wieder zusammen.
f. Alexanders Friedensarbeit. Feinde gab es nun nicht mehr zu
unterwerfen; Alexander widmete sich daher jetzt den Arbeiten des Frie -
dens, ließ Landstraßen, Kanäle und Deiche bauen, Seeen und Moräste
trocken legen und richtete fein Augenmerk hauptsächlich daraus, die
morgenländischen und abendländischen Völker zu einem
Volke zu verschmelzen. Namentlich suchte er dies zu erreichen durch
zahlreiche Heiraten zwischen Macedoniern und Perserinnen, durch welche
sich allmählich eine gemischte Bevölkerung über das ganze Reich hin
verbreitete. Er selbst heiratete eine Tochter des Darius, und sein
Freund Hephästion die andere. Achtzig Offiziere vermählten sich mit
vornehmen Perserinnen, und 15 000 macedonische Krieger ließen sich
durch Geschenke bewegen, persische Frauen zu nehmen; zu Susa wurde
ein fünftägiges Vermählungsfest gefeiert.