176 Griechen.
Ein anderes Mittel, die asiatischen und europäischen Völker mit
einander zu verbinden, fand Alexander in der Umgestaltung des
Heeres. Anfangs bildeten die Perser gesonderte Regimenter in ein¬
heimischer Tracht und Bewaffnung; aber der König hatte'den Wunsch, sie
durch gleiche Ausrüstung dem Reichsheere einzuverleiben. Um die Mi߬
stimmung seiner macedonischen Krieger zu überwinden, ließ er durch
Heroldsrufe verkünden, daß er sämtliche Schulden seines Heeres bezahlen
wolle. Dennoch hielt er es für nötig. 10000 der älteren Krieger, die
sich am schwersten in die neuen Verhältnisse gefunden haben würden,
in ihre Heimat zu entlassen. Auch Handel'und Verkehr wurden
ein großartiges Mittel, die Interessen des Ostens und Westens mit
einander zu verbinden. Überall sah der Kaufmann unermeßliche Handels¬
wege sich dehnen, gesichert durch eine einheitliche, kräftige Regierung,
durch sichere See- und Landwege; erleichtert wurde außerdem der Verkehr
durch eine Münze, eine Sprache, durch bequeme Märkte und zahl¬
reiche Stationen. Den Gütern des Kaufmanns folgten die Segnungen
der Civilisation. Vor allem wurde die Einheit des Reichs durch 'die
Städte dargestellt, die der König an wichtigen Punkten gründete und
bei deren Anlage sich der ihm eigene natürliche Scharfblick bewährte.
Gegen 70 solcher Alexanderstädte zählten die Alten, in welchen durch
den Verkehr, den Handel, die Garnisonen die Völker sich zusammen¬
fanden. Eine besondere Aufmerksamkeit widmete Alexander den Festen
und Spielen, die er in allen Gegenden seines Reiches veranstaltete,
und bei denen sich die Völker in freier Fröhlichkeit zusammenfanden.
So erscheint Alexander als Regent ebenso groß, denn als Eroberer.
Ein großes Werk noch hatte er sich vorbehalten: die Umschiffung
der Halbinsel Arabien, welche die Kulturländer des Nil und Euphrat
auseinanderhält. Arabien, zum aroßen Teil eine kahle Wüste, wollte er
zum Bindeglied beider machen. Zu diesem Zwecke sollte an der Ostküste
des persischen Meerbusens und auf den dortigen Inseln eine großartige
Volkspflanzung, ein zweites Phönicien erstehen. Große Schiffsbauten
wurden an der phönicischen Küste und am hyrkanischen Meer angeordnet,
bei Babylon Docks für 1000 Fahrzeuge gebaut, die Kanäle im unteren
Euphratgebiet vervollständigt und ein Grieche mit 500 Talenten nach
Phönicien geschickt, um dort Arbeiter und Matrosen zu werben.
g. Ende Alezanders; Zerfall seines Reiches. So war das Leben
Alexanders noch in seiner herrlichsten Entwickelung begriffen, als ein
schneller Tod ihn seinen großartigen Plänen entriß. Er verweilte
in Babylon, wo eben die Expedition nach Arabien abgehen sollte.
Schon waren die Opfer gebracht, und Nearch, der Führer der Flotte,
erwartete den Befehl zur Abfahrt. Ihm gab der König noch ein
Abschiedsmahl und ging dann zu einem Trinkgelage bei einem thessalischen
Großen. Lange blieb man bei den Bechern, als den Könitz plötzlich
ein Unwohlsein befiel. Während er den Trunk zum Munde führte, soll
er plötzlich aufgeseufzt haben, als wenn ein Pfeil oder Speerwurf ihn
getroffen hätte. Ein heftiges Fieber nahm ihm bald alle Hoffnung auf
Genesung. Als seine Macedonier hörten, daß er im Sterben liege,