316 Pflanzung und Ausbreitung des Christentums. 
Mutter Konstantins, Helena, schmückte auch den Ölberg und Betlehem 
mit Heiligtümern. Da gab der Kaiser dem christlichen Reiche statt des 
fest am Heldentum klebenden Rom einen neuen Mittelpunkt am Bos¬ 
porus Hier an der Stätte der alten griechischen Kolonie Byzantium, 
von Europa nur durch eine schmale Wasserstraße getrennt ist, 
erhob sich als neue Hauptstadt Konstantinopolis, d. h. Stadt des 
Konstantin. Auf dem Marktplatze daselbst stand das Bild des guten 
Hirten und am Eingänge in den Palast ein großes Gemälde, Konstantin 
darstellend: er hatte die Kreuzesfahne in der Hand, und unter seinen 
Fußen lag ein von Pfeilen durchbohrter Drache, das Bild des be¬ 
siegten Heidentums. Schnell erhoben sich hier die stattlichsten Gebäude, 
vor allem die aus Marmor erbaute prächtige Apostelkirche. Mit mancherlei 
Vorrechten beschenkt, wuchs die Bevölkerung der neuen Stadt bald, und 
manche vornehme Geschlechter verlegten ihren Wohnsitz von dem alten 
m das neue Rom, das 330 eingeweiht wurde. Hier entwickelte sich auch 
eine ganz neue Regierungsform und eine neue Hof- und Rangordnung 
nach orientalischem Muster. Zur unmittelbaren Verfügung des Kaisers 
standen die Minister; an der Spitze der Reichsverwaltung die vier Prä¬ 
fekten für die vier großen Provinzen: den Osten, ^llyrien, Italien und 
Gallien; alle Beamte unterschieden sich durch besondere Tracht und Be- 
grußungssormeln. Die Besoldung der zahlreichen Beamten, die Unter¬ 
haltung des großen Heeres und die Freigebigkeit des Kaisers, der ein 
schlechter Finanzmann war, erforderten drückende Steuern; doch erfreute 
sich das Land in den letzten Jahren Konstantins eines ungestörten 
Friedens. 
Die christliche Kirche war jetzt im römischen Reiche die herrschende; 
Konstantin begünstigte sie auf jede Weise; er predigte sogar, um ihr 
neue Glieder zuzuführen. Er selbst blieb bis nahe vor seinem Tode im 
Stande der Katechumenen. Nach seiner Taufe wollte er den Purpur 
nicht wieder tragen und starb bald nachher in seinem weißen Tauf- 
kleide. In der Apostelkirche zu Konstantinopel wurden seine Gebeine 
beigesetzt. 
Zur Zeit Konstantins erhob sich innerhalb der Kirche ein gefähr¬ 
licher Streit über die Natur Christi. Ein Presbyter zu Alexandrien, 
Arius, lehrte, „der Sohn sei durch den göttlichen Willen aus nichts 
geschaffen, sei erstes Geschöpf und Weltschöpfer, daher allerdings Gott 
zu nennen, doch abhängig vom Vater." Gegen ihn zeugte vornehmlich 
sein Bischof und dessen Nachfolger Athanasius von Alexandrien. Der 
Kaiser berief zur Schlichtung dieses Streites ein Konzil nach Nicäa, 
die erste allgemeine Kirchenversammlung. Die Lehre des 
Arius wurde als ketzerisch verdammt; alle anwesenden 318 Bischöfe, 
ausgenommen Arius und zwei seiner Anhänger, unterschrieben das 
nicäische Glaubensbekenntnis, daß „der Sohn Gottes sei von 
Ewigkeit her, nicht geschaffen, sondern geboren aus dem Wesen 
des Vaters und mit ihm gleiches Wesens."' Arius wurde verbannt. 
Aber seine Anhänger wußten den Kaiser umzustimmen; er befahl, Arius 
wieder in sein Amt einzusetzen, und als Athanasius sich dessen weigerte, 
wurde er nach Trier verbannt. Arius starb vor der Einsetzung plötzlich,
	        
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