302 Kamps gegen Napoleons Gewaltherrschaft.
Mittagsmahl eine Schadloshaltung bewilligt, eine Verfassung auf der
Jagd entworfen, und bisweilen brachte ein Bonmot, ein witziger Einfall
eine Verhandlung zustande, die weder Konferenzen, noch Noten zum
Beschluß geführt hätten."
Napoleon war heimlich von allem unterrichtet; mit lebhafter Freude
gewahrte er, wie die bisher verbündeten Fürsten in Zwistigkeiten gerieten,
die in einen neuen Krieg auszubrechen drohten. Seine Hoffnung auf Wieder¬
herstellung seiner Macht wuchs, als er erfuhr, daß der neue König Frank¬
reichs bei' dem Volke sehr unbeliebt war, weil er und die heimkehrenden
Emigranten alles verfolgten, was durch die Revolution entstanden war,
auch' das Gute. Vom Könige erzählte man sich, daß er für vier Männer
esse, daß er sich das Podagra angetrunken habe. Wieder begann das
alte Mißregiment: junge, verdienstl'ose Adelige wurden bewährten bürger¬
lichen Offizieren vorgezogen, Tausende der letzteren auf halben Sold
gesetzt. Die Tausende, welche aus den übergebenen Festungen zurück¬
kehrten, wurden in der Heimat von der neuen Regierung als Räuber
mißachtet. Sie gedachten der Triumphe Napoleons, deren Zeugen sie
gewesen; ihm brachten sie Lebehochs und sprachen vom „Vater Veilchen,"
der im Frühjahr wiederkehren werde. Napoleon hatte von allem Kunde.
Eben ergötzte man sich am 5. März in den Gemächern der Kaiserin zu
1. März Wien an glänzenden lebenden Bildern, als durch die Versammlung die
1815 Kunde drang, Napoleon habe Elba verlassen und sei am 1. März in
Frankreich gelandet. Glücklich war es ihm gelungen, den englischen und
französischen Kreuzern zu entgehen. In einer Proklamation wendete er
sich an das Heer: „Reißt jene Farben nieder, welche die Nation ver¬
bannte, und die seit 25 Jahren den Feinden Frankreichs zur Ver¬
einigung dienten. Steckt die dreifarbige Kokarde auf, ihr habt sie in
jenen großen Tagen getragen. ... Der Sieg wird uns im Sturm¬
schritt voraneilen, der Adler mit den Nationalfarben von Turm zu Turm
fliegen und sich auf den von Notredame niederlassen." Der französische
König schickte den Marschall Ney gegen ihn ab, der dem Könige, indem
er ihm die Hand küßte, versprach, den „Tiger" in einem eisernen Käsige
nach Paris zu bringen; aber bei Napoleon angekommen, aing er sofort
zu diesem über, versicherte ihm auch , er habe beim Abschied von
Ludwig XVIII. „innerlich recht gelacht über das dicke Schwein!" Ludwig
floh mit seinem ganzen Anhange, Napoleon zog in Paris ein.
Den Fürsten auf dem Kongreß beteuerte er vergebens seine große
Friedensliebe, umsonst erklärte er sich auch mit dem Pariser Frieden
einverstanden; die Fürsten glaubten ihm nicht, sie erklärten ihn als Feind
und Störer der Ruhe der Welt in die Acht. Ostreich, Preußen, Ru߬
land und England schlossen von neuem ein Bündnis, dem später mehrere
kleinere Staaten beitraten. Napoleon hoffte, die Heere vor ihrer Ver¬
einigung einzeln zu schlagen.
England und Preußen traten ihm am ersten entgegen. Das
englische Heer unter Wellington rückte in Holland und Belgien ein;
die Preußen vereinigten sich in einer Stärke von 150000 Mann an
der Maas und Sambre. Napoleon sammelte unter dem Schutze der