Au können. Schon frühzeitig offenbarte er eine große Liebe zum Kriegs¬ 
leben und ein besonderes Wohlgefallen an der Sterndeuterei. Sein 
Sterndeuter Sem erklärte ihm zu seiner großen Befriedigung, er habe 
in den Sternen gelesen, daß Wallenstein zu großen Dingen auserkoren 
sei. Nachdem er zu seiner Ausbildung weite Reisen durch Holland und 
England, Frankreich und Italien gemacht hatte, trat er in kaiserliche 
-Kriegsdienste und zeichnete sich nicht bloß in den Türkenkriegen, sondern 
auch in der Schlacht am weißen Berge aus. I/jDer Kaiser belohnte seine 
Treue und Tapferkeit dadurch, daß er ihm die' Herrschaft Friedland und 
Reichenberg in Böhmen schenkte und die Herzogswürde verlieh.' Sein 
bedeutendes Vermögen, welches er teils durch Erbschaft, teils durch eine 
doppelte Heirat erworben hatte, vergrößerte er dadurch noch außerordent¬ 
lich, daß er nach der Niederwerfung des böhmischen Aufstandes über 60 
Güter geächteter böhmischer Edelleute für einen spottbilligen Preis an¬ 
kaufte. So besaß Wallenstein in der That das nötige Geld zur An¬ 
werbung eines Heeres. Ter Kaiser nahm Wallensteins Anerbieten an 
und ernannte ihn zum kaiserlichen Feldherrn. Nun ließ der Friedländer 
seine Werbetrommeln in allen Landen rühren. Scharenweise strömte das 
Kriegsvolk herzu; denn brotlose und kriegslustige Gesellen gab es genug, 
und dem Friedländer ging der Ruf voraus, daß er den Krieg verstehe 
und ein Herz für den Soldaten habe. In vier Wochen stand sein Heer 
schlagfertig da. Wie der Graf von Mansfeld, so ließ auch Wallenstein 
den Krieg durch den Krieg ernähren; es wurden also durch hohe Kriegs¬ 
auflagen in den besetzten Ländern, durch Brandschatzungen jeder Art, 
durch Raub und Plünderung die Unterhaltungskosten herbeigeschafft. 
Als geborener Feldherr verstand er es, in die buntzusammengewürfelteu 
Haufen der Söldnerscharen Einheit und Ordnung zu bringen. Er besaß 
namentlich die Gabe, die Truppen an sich zu fesseln und zugleich ihnen 
Ehrfurcht und Gehorsam einzuflößen. Wenn er durch das Lager schritt, 
im Scharlachmantel, mit der roten Feder aus dem grauen Hute, mit dem 
goldenen Vließ Spaniens geschmückt, ergriff die Soldaten ein wunder¬ 
liches Granen. Seine Gestalt war hoch und kräftig, sein Gesicht ernst 
und mürrisch, seine Augen klein und stechend, sein Wesen schweigsam und 
verschlossen und sein Gang würdevoll und gemessen: dies alles gab ihm 
in den Augen der Soldaten das Ansehen eines höheren Wesens, und der 
reichliche Sold, den er gewährte, sowie seine Freigebigkeit samt der Aus¬ 
sicht aus reiche Beute und dem tollen fröhlichen Leben, das er unter 
seinen Truppen duldete, zog diese gewaltig zu ihm hin; trotzdem er 
im Dienste äußerst streng war und die Todesstrafe kurz mit folgenden 
Worten verhängte: „Laßt die Bestie hängen!" 
4. Die Niederlagen der Protestanten. 
a. Der Sieg Wallensteins über den Grasen von Mans¬ 
feld. Mit feinem neuen Heere wandte er sich nach Niedersachsen, um
	        
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